Trennung Problem: Scheidung

Wenn Eltern ihren Kindern Geborgenheit geben, können die eine Trennung verkraften.

Gedeihen Scheidungskinder schlechter? "Ja", behauptet die amerikanische Psychologin Judith Wallerstein von der University of California in Berkeley. In einer Langzeitstudie an 125 Kindern kam sie zu einem alarmierenden Fazit: Noch 25 Jahre später litt die Hälfte der von ihr untersuchten Kinder unter der Scheidung.

"Nein", sagt die Psychologin Mavis Hetherington von der University of Virginia. Sie befragte 1.400 Kinder. Ihre Bilanz: Die meisten verkraften die Scheidung. Zwar befielen sie direkt danach seelische Krankheiten bis hin zur Depression, sechs Jahre später aber hatte nur noch jedes fünfte Kind Probleme. Aber auch in intakten Familien erkrankt jedes Zehnte mit ähnlichen Symptomen. "Ein bemerkenswert geringer Unterschied", stellt Hetherington fest.

Ursache für die Nöte der Kinder ist nicht die Trennung an sich, sondern vor allem die Wut der Eltern aufeinander. Viele nötigen ihren Nachwuchs, den eigenen Schmerz zu teilen. Dennoch: Niemand sollte den Ex-Partner vor den Kleinen mies machen, auch nicht, wenn "er" keinen Unterhalt zahlt oder "sie" von den Kindern nichts mehr wissen will. Denn das stürzt Kinder in einen Loyalitätskonflikt, der sie nachhaltig verunsichern kann. Das immer währende Hin- und Hergerissensein zwischen den Elternteilen verwirrt die Kinder, es wird ihnen erschwert, sich mit der Realität der Trennung abzufinden. "Wenn dieses Problem nicht gelöst wird, können Scheidungskinder größeren Schaden nehmen als Kinder, die ein Elternteil durch Tod verloren haben", sagt der Hamburger Familientherapeut Wolfgang Hantel-Quitmann.

Es hilft, wenn Eltern ihren Kindern deutlich und in aller Offenheit erklären, warum sie sich getrennt haben. Wenn sie es schaffen, sollten beide Eltern den Kindern eine Heimat bieten. Denn am wichtigsten ist auch für Scheidungskinder, geliebt zu werden und Geborgenheit zu finden, egal, ob in einem oder in zwei Elternhäusern. Bekommen sie diese Sicherheit, wachsen sie in zwei Familien auf wie andere mit zwei Sprachen.

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