Die Waffenruhe ist fragil, ihre Häuser zerstört. Dennoch machen sich Hunderttausende Palästinenser von ihren Notunterkünften im Süden auf den Weg in den Norden des Gazastreifens, ihre verlassene Heimat. Nach Monaten der Bombenangriffe dürfen sie das einstige Sperrgebiet wieder betreten, so wie es im Abkommen zwischen Israel und der Hamas festgelegt ist.
Dilemma um Hamas-Geiseln
Doch Israel blockierte zunächst die Rückkehr der Bewohner, da die Hamas gegen den Deal verstoßen habe, so die Begründung. Die Terrororganisation hält weiterhin zahlreiche israelische Geiseln fest und verzögerte zwischenzeitlich Informationen darüber, wer von ihnen noch am Leben ist, wer freigelassen wird. Von den zuletzt verbleibenden 90 Entführten wurden 34 bereits für tot erklärt, Experten befürchten, dass ungefähr die Hälfte nicht mehr lebt. Das Abkommen über die Geiseln und den Waffenstillstand trat am 19. Januar in Kraft.
Am Samstag hatte die Hamas vier israelische Soldatinnen gegen 200 palästinensische Häftlinge ausgetauscht und die jungen Frauen zuvor auf einer Bühne vorgeführt. Israels Regierung fordert nun, dass die Hamas die 29-jährige Zivilistin Arbel Yehud umgehend freilässt. Die deutsch-israelische Staatsbürgerin war am 7. Oktober aus dem grenznahen Kibbuz Nir Oz entführt worden. In den folgenden Tagen sollen sie und weitere Geiseln freikommen.
Israel zieht Truppen vom Netzarim-Korridor zurück
Israel hat seine Truppen vom sogenannten Netzarim-Korridor zurückgezogen, der Gaza in einen nördlichen und einen südlichen Teil unterteilt. Ab sieben Uhr am Montagmorgen durften Fußgänger die Straße überqueren. Zwei Stunden später wurde der Korridor auch für Fahrzeuge freigegeben, die bei Sicherheitskontrollen durchsucht wurden.
Seit Beginn der Waffenruhe gelangen erheblich größere Mengen Hilfslieferungen in den Gazastreifen. Humanitäre Organisationen hoffen, dass dies die Not der Bewohner lindert und auch die Heimkehrer im Norden rasch versorgt werden können. Zuletzt hatten 1,9 Millionen der insgesamt 2,2 Millionen Einwohner Gazas dicht gedrängt auf einem Viertel des Gebiets im Süden leben müssen.