Die umstrittene deutsche Filmemacherin Leni Riefenstahl hat kurz vor ihrem 100. Geburtstag und der Präsentation eines neuen Films im August eingeräumt, dass ihr das Alter langsam zu schaffen macht.
»Ich habe große Gesundheitsprobleme«, sagte die wegen ihrer Propaganda-Filme für die Nationalsozialisten jahrzehntelang kritisierte Regisseurin in einem am Montag veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Reuters. »Meine Wirbelsäule ist ruiniert, und deshalb habe ich große Schmerzen. Ich muss starke Schmerzmittel nehmen, die meinen Kopf kaputt machen.« Die Zeit arbeite gegen sie, sagte Riefenstahl. Sie kämpfe aber gegen ihre Krankheit und wolle arbeiten, so lange es gehe. Die Regisseurin war besonders wegen ihres 1934 gedrehten Films »Triumph des Willens« über den Nürnberger Reichsparteitag der Nazis kritisiert worden. Fast 50 Jahre nachdem ihr jüngster Film »Tiefland« zu sehen war, soll zu Riefenstahls Geburtstag am 22. August ihr neuer Film »Impressionen unter Wasser« präsentiert werden.
»Man fühlt sich wie ein Entdecker«
Das 50-minütige Werk sei in rund sechs Jahren bei mehr als 2000 Tauchgängen entstanden, sagte Riefenstahl, die vor 30 Jahren zu tauchen angefangen hatte. Ihre Unterwasser-Filme, die zum Teil im Indischen Ozean aufgenommen wurden, hätten nichts mit der Kritik an ihrer Person nach dem Zweiten Weltkrieg zu tun, sagte Riefenstahl. »Die Unterwasser-Welt ist so wichtig für mich, weil sie so geheimnisvoll und immer gut für Überraschungen ist. Man fühlt sich wie ein Entdecker.«
Der Film »Triumph des Willens« wurde für Propaganda-Zwecke im Dritten Reich benutzt. Riefenstahl wurde wegen ihrer Mitwirkung nach dem Zweiten Weltkrieg für mehrere Jahre inhaftiert. Auch ihre Filme über die Olympischen Spiele 1936 in Berlin machten Riefenstahl, die zuvor bereits als Ballett-Tänzerin und Schauspielerin aufgetreten war, berühmt.
Propaganda-Vorwürfe stets zurückgewiesen
Die enge Verknüpfung ihres künstlerischen Werkes mit den Nationalsozialisten wurde ihr immer wieder vorgeworfen. Auf die Frage, ob sie sich auf unfaire Weise von ihrem Beruf ausgeschlossen fühle, antwortete sie: »Ja, da stimme ich hundertprozentig zu.« Riefenstahl bezeichnet ihre Filme als Kunst und hat die Propaganda-Vorwürfe stets zurückgewiesen.
Karriere als Fotografin
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Riefenstahl auch als Fotografin mit Porträts des im südlichen Sudan lebenden Nuba-Stammes bekannt geworden. Bei einem Besuch des Stammes brach sie sich vor rund zwei Jahren mehrere Rippen, als sie mit einem Hubschrauber abstürzte. In den vergangenen Jahren gab es mehrere Ausstellungen ihrer Werke. Auch nach ihrem 100. Geburtstag will Riefenstahl noch weiter arbeiten: »Ja, ich habe noch Pläne und weitere Projekte. Besonders mein Material über die Nuba möchte ich noch weiter nutzen.« Größere Aufmerksamkeit dürfte nochmals ein Film-Projekt über Reifenstahls kontrovers diskutiertes Leben mit US-Schauspielerin Jodie Foster erregen, das zurzeit geplant wird.
Adam Tanner