Mario Sorrenti: Sehnsucht nach der etwas anderen Realität | STERN.de

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Immer wieder arrangiert Sorrenti die Szenen so, dass sich seine Models in einem nicht-erotischen Kontext präsentieren. Weder Lauren Hutton (2005) noch Guinevere Van Seenus (2010) wecken beim Betrachter Gelüste. — Immer wieder arrangiert Sorrenti die Szenen so, dass sich seine Models in einem nicht-erotischen Kontext präsentieren. Weder Lauren Hutton (2005) noch Guinevere Van Seenus (2010) wecken beim Betrachter Gelüste.

© Mario Sorrenti/artpartners

Der Fotograf Mario Sorrenti wurde Anfang der 90er Jahre quasi über Nacht bekannt. Mit 18 Jahren lernte er in London die zwei Jahre jüngere Kate Moss kennen. Die beiden wurden ein Paar und gingen nach New York. Dort arbeitete er zusammen mit Moss an der Werbekampagne für das Calvin-Klein-Parfum "Obsession". Die Fotos von der jungen und dünnen Britin sorgten für Furore. Es war damals die Zeit der athletischen Supermodels, und Sorrentis Fotos strahlten eine neue Authentizität aus. Verehrern gilt er als Begründer des Genres "Real Life", weil er die Models realistisch dokumentierte. Die Bilder der dürren Moss brachten ihm aber auch den Vorwurf des "Heroin-Chic" ein. Sorrenti selbst lehnt diesen Begriff ab. Er sagt über seine künstlerische Vision: "Ich sehne mich nach Substanz, nach Authehtizität, nach Realität." Gleichzeitig kommen seine Inspirationen aber auch aus der Kunstwelt, von Skulpturen und Gemälden. Also ein künstlicher Ansatz, wie man an dieser Aufnahme des polnischen Models Małgosia Bela aus dem Jahr 2008 gut nachvollziehen kann.

Das große Fressen: 2005 posierte Sorrenti selbst auf dem Foto eines Gelages, bei dem vor allem Fleisch verspeist wird.

Auch auf diesem Bild lässt sich Sorrenti unbekleidet ablichten: Auf den ersten Blick sieht es so aus, als spritze ihn Natasha Poly mit überdimensionierten Brüsten nass. Dabei sind es Tigerköpfe, die das russische Model vor ihre Brüste hält.

Sorrentis Akt-Fotografien sind oftmals nicht sonderlich erotisch arrangiert. Hier liegen die beiden Pornodarstellerinnen Hanna Hilton und Taylor Vixen stark ineinander verknotet am Boden.

Links: Das ungarische Model Eniko Mihalik mit den Händen einer Greisin versehen. Und rechts der Fotograf und seine Muse, Kate Moss. Auch wenn die beiden schon lange getrennt sind und Moss inzwischen vereiratet ist, arbeiten die beiden immer wieder zusammen. "Es gibt ganz wenige Models, die so viel natürliche Präsenz haben, dass sie kaum posieren müssen", schwärmt Sorrenti.

Immer wieder arrangiert Sorrenti die Szenen so, dass sich seine Models in einem nicht-erotischen Kontext präsentieren. Weder Lauren Hutton (2005) noch Guinevere Van Seenus (2010) wecken beim Betrachter Gelüste.

Das gilt in besonderem Maße für diese beiden, 1996 entstandenen Fotos mit den Models Shannon Plumb (l.) und Mindy

Model und Schauspielerin Mila Jovovich durfte 2010 ganz natürlich vor der Kamera posieren. 1992 fotografierte Mario Sorrenti seinen Bruder Davide, der wenige Jahre später im Alter von nur 20 Jahren an einer Überdosis Heroin verstarb. Auch deshalb wehrt sich der Fotograf gegen die Bezeichnung "Heroin-Chic", die einige Kritiker für seine Werke geprägt haben.

2008 und 2009 musste das brasilianische Model Raquel Zimmermann in extrem unbequemen Situationen posieren

stern Fotografie 72 präsentiert Mario Sorrenti. Auf dem Cover zu sehen (l.): die badende Kate Moss (2010). Die andere Aufnahme (r.) zeigt ebenfalls Kate Moss. Das Foto entstand 1993. Der Bildband ist im stern Shop erhältlich und wird über teNeues vertrieben.

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