Flitterwochen sind klar definiert als Zeit zu zweit. Als die Wochen, in denen ein Paar die Anstrengungen der Hochzeit abschüttelt und gemeinsam Zeit verbringt. An traumhaft schönen Orten, in edlen Hotels.
Doch wie wäre es, wenn nicht ein frisch vermähltes Ehepaar, sondern eine einzelne Frau diese Reise unternimmt? Sie alleine in plüschigen Honeymoon-Suiten abhängt, einsam und traurig?
Die Fotografin Juno Calypso hat sich diese Fragen gestellt und zum Zentrum ihres neuen Projekts gemacht. In der Fotoserie begleitet sie eine Frau auf alleiniger Hochzeitsreise auf ein Hotel irgendwo in Pennsylvania, das den Charme lange zurückliegender Zeiten verströmt und mit seinen bonbonbunten Pastellfarben an die Glücksversprechen der 50er Jahre erinnert. Die Frau, die sie auf dieser Reise begleitet hat, heißt Joyce. Dahinter verbirgt sich die Fotografin selbst. Juno Calypso hat sich bereits mehrfach dieses Pseudonyms bedient.
Projektionsfläche für (geplatzte) Träume
Die 1989 in London geborene Fotografin entdeckte das Hotel im Internet - und finanzierte mit ihren eigenen Ersparnissen die Reise quer über den Atlantik bis nach Pennsylvania. Dort stellte sie zu ihrer Freude fest, dass sich das Hotel seit Jahrzehnten nicht verändert hat. Die Räume eigneten sich mit den pinken, herzförmigen Badewannen, den riesigen Spiegeln als ideale Projektionsfläche für (geplatzte) Träume.
Was die Künstlerin mit ihrer Arbeit ausdrücken möchte, ist am besten in dem Video "The Honeymoon Suite" zu sehen. Darin räkelt sich Juno Calypso zu schwülen 50er-Jahre-Klängen von Russ Garcia & His Vocal Choir and Orchestra ("When Your Lover Has Gone"). Es herrscht eine melancholische Atmosphäre vor, durch die unerfüllte Sexualität durchschimmert. Wie in einem David-Lynch-Film. Diese Emotionen transportieren auch die Fotos.
Von dem Setting ist die Künstlerin übrigens so begeistert, dass sie demnächst ähnliche Honeymoon-Hotels in aller Welt besuchen will, in Bulgarien, Russland oder Japan. Eine romantische Weltreise - das könnte ein lohnendes Projekt werden.