In der Fotografie ist heute fast alles möglich: Dank digitaler Technik kann man Bilder nachträglich bearbeiten. Üppige Frauen werden dank Photoshop schlank, blasser Teint erstrahlt sonnengebräunt, Mitesser verschwinden auf einen Schlag - und wenn es das Schönheitsideal gerade so will, wird eine knabenhafte Figur mit einem saftigen Po ausgestattet.
All das ist technisch machbar - doch steigert dies auch die Erotik, die Sexyness einer Aktfotografie? Viele Betrachter werden diese Frage verneinen. Stattdessen wächst die Zahl derjenigen, die eine Vorliebe für natürliche Fotografie hegen. Bilder, die nicht nachträglich aufgemotzt werden, die Menschen nicht einem genormten Schönheitsideal unterwerfen, sondern ihre Individualität herausstreichen.
Kein Wunder, dass Retro- und Vintage-Fotografie boomen. Bilder, aus der guten alten Zeit vor dem großen Photoshop-Schwindel entstanden sind. Oder eben Bilder, die so aussehen, als seien sie alt.
Aus der Zeit der sexuellen Revolution
Die Schweizer Fotografin Kali Sixx ist eine Meisterin der Vintage-Fotografie. Ihre Themen sind Weiblichkeit in all ihren Facetten. Für ihre analoge Serie "Venus in Jeans" hat sie ein Model während eines Nachmittags in ihrer Studenten-WG abgelichtet. Entstanden sind wundervoll imperfekte Schwarz-Weiß-Fotografien, die in ihrer Vintage-Ästhetik an die 70er Jahre erinnern, die Jahre nach der sexuellen Revolution, als sich die WG unter Studenten und Jugendlichen als beliebte Wohnform etablierte und viele junge Menschen es als befreiend empfanden, zuhause unbekleidet herumzulaufen.
Was sagt die Künstlerin zu ihrem Werk? "Die Sinnlichkeit und die natürliche Schönheit des Modells wird in poetischer und erotischen Weise in Kontrast zu ihrem etwas chaotischen Alltagsleben gezeigt", schreibt Kali Sixx. "Venus ist die Göttin der Schönheit, Erotik, Kunst und findet sich auch außerhalb der Mythen in einer Studentenbude."