Anfang der 1970er-Jahre beschließt der Ungar László Polgár, letztgültig zu beweisen, dass Genies nicht geboren werden, sondern gemacht. Polgár meldet damals seine Tochter von der Schule ab, die zuverlässig "nur Mittelmaß" hervorbringe, findet er, weil man sich dort nicht anstrenge. Die Lehrenden nicht und die Schülerinnen und Schüler ebenso wenig. Alle ruhten sie sich auf "fehlendem Talent" aus. Polgár, selbst Pädagoge, hält das für vollkommen überschätzt. Er sagt: "Alles eine Frage der Übung."
Im Jahr zuvor hat er bereits ein Buch über seine Theorie geschrieben: "Wie man Genies heranzieht". Sein Experiment soll die nun bestätigen. László Polgár und seine Frau Klara werden ihre Tochter Zsuzsa, später auch die jüngeren Zsófia und Judit selbst unterrichten, in Mathematik, Sprachen – und Schach. László Polgár beherrscht das Spiel nur laienhaft, seine Frau gar nicht. Auch für die Töchter ist Schach, "das kreatives und mathematisches Denken erfordert", wie der Vater findet, ein vollkommen neues Feld. Und darum perfekt, um Lernfortschritte festzustellen und bei Wettkämpfen "objektiv" zu messen.
Um zu zeigen, dass Erfolg auf Fleiß baut.
Eigentlich ist es eine ermutigende Nachricht, die László Polgár da untermauern möchte. Niemand von uns ist schicksalhaft verteilten Talenten ausgeliefert. Jeder und jede kann viel erreichen. Man muss sich nur ausreichend mühen. Aber stimmt das tatsächlich?