Schlag 12 - der Mittagskommentar aus Berlin "Charlie Hebdo" pausiert - und das ist gut so

"Charlie Hebdo" macht Pause. Gut so! Komme jetzt bloß keiner und sage, dies sei aber eine Niederlage des freien Westens.

Die Ruhe sei ihnen gegönnt. Die Anspannung muss fast unerträglich gewesen sein, der Druck, in dieser Situation kreativ zu sein. Irgendwann aber ist der Akku leer. Dann geht nichts mehr. Dass das französische Satiremagazin "Charlie Hebdo" nun für einige Wochen auf sein Erscheinen am Kiosk verzichten will, weil die Mitarbeiter müde und erschöpft sind, ist verständlich. Wenn jeder einzelne Federstrich zur symbolischen Handlung im Kampf um die Freiheit der Kunst überhöht wird, dann kostet das Kraft - Kraft, die der verbliebenen Mannschaft nach dem Attentat von Paris irgendwann einmal auszugehen droht.

Die Kunstpause von "Charlie Hebdo" ist deshalb nicht nur verständlich, sie ist auch vernünftig. Und sie kommt gerade rechtzeitig. Nach der immensen einmaligen Auflagesteigerung auf sieben Millionen gedruckte Exemplare (von vormals 60.000), wäre schon die nächste Ausgabe eine ernste Probe aufs Exempel der internationalen Solidarität gewesen. Man darf getrost vermuten, dass das Kaufinteresse in etwa in dem Maß nachgelassen hätte, in dem mittlerweile die "Je suis Charlie"-Buttons von den Winterjacken verschwunden sind. Das hat sich die Redaktion zu Recht erspart.

Satire darf alles!

Die Mühen der Ebenen beginnen jetzt. Und Satire, die bekanntlich alles darf (Tucholsky), ist gerade jetzt weiter gefragt, was heißt: andere Satiriker, Zeichner, Kabarettisten, sind gefordert, nun in die erste Reihe zu treten. Dass der Kölner Karneval (siehe dazu auch Schlag 12 vom Freitag), auf einen Motivwagen zum Thema "Charlie Hebdo" verzichtet, ist vor diesem Hintergrund besonders bitter.

Dass aber ist eben auch eine Erfahrung in diesen unruhigen Zeiten: Nicht nur Helden sind manchmal müde, auch Hosenscheißer.

Axel Vornbäumen wäre auch gern Satiriker - denn dann dürfte er ja alles, zum Beispiel auch mal Pause machen. Man kann dem Autor auf Twitter folgen unter @avornbaeumen