"Red Storm Bravo" Die Bundeswehr marschiert in Hamburg auf – das steckt dahinter

  • von Franziska Finkenstädt
Die Bundeswehr-Übung "Red Storm Bravo" startet in Hamburg
Bundeswehrsoldaten bauen einen Checkpoint für die mehrtägige Übung "Red Storm Bravo" im Hamburger Hafen auf
© Bodo Marks / DPA
In Hamburg läuft die Bundeswehr-Übung "Red Storm Bravo": Welcher Ernstfall simuliert wird, worauf sich Hamburger einstellen müssen und warum es auch Proteste gibt.

Der Konflikt an der Nato-Ostflanke droht zu eskalieren. Das Verteidigungsbündnis muss schnellstens Truppen und Material nach Estland, Lettland und Litauen verlegen. Auf dem Landweg geht's für Militärkolonnen Richtung Osten, um das Bündnisgebiet zu schützen. Vor diesem fiktiven Szenario findet ab diesem Donnerstag in Hamburg drei Tage lang die Bundeswehr-Übung "Red Storm Bravo" statt, mit Hunderten Beteiligten.

Der stern beantwortet die wichtigsten Fragen zum Manöver:

Was wird genau geübt?

Allgemein: der Ernstfall. Konkret: Die reibungslose Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr und Nato-Partnern mit zivilen Institutionen. "Ziel der Übung ist es, das Landeskommando Hamburg noch besser auf seine Aufgabe vorzubereiten, im Spannungs- oder Verteidigungsfall die militärische Führung und die Koordination und Zusammenarbeit mit den zivilen Institutionen für das Funktionieren der Drehscheibe Deutschland hier im Bundesland zu übernehmen", beschreibt die Bundeswehr das Vorgehen an den Tagen von "Red Storm Bravo". Als weitere Herausforderung werde ein Massenanfall von Verwundeten und Verletzten simuliert. 

Die Bundeswehr begründet die Notwendigkeit der Übung mit der sicherheitspolitischen Lage Europas, die sich seit dem völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieg auf die Ukraine grundlegend verändert habe.

Hintergrund ist der sogenannte Operationsplan Deutschland – er sieht, allein schon aus geografischen Gründen, vor, dass Deutschland die Drehscheibe für Bewegungen von Nato-Truppen in Europa ist.

Wer nimmt an "Red Storm Bravo" teil?

Rund 500 Soldatinnen und Soldaten simulieren vier Tage lang im Hamburger Hafen und in der Innenstadt den militärischen Ernstfall. Neben den Streitkräften nehmen Hamburger Behörden wie Polizei und Feuerwehr an dem Übungsszenario teil. Auch das Technische Hilfswerk, die Agentur für Arbeit und große Unternehmen wie Airbus oder die Hafenbehörde Hamburg Port Authority sind Teil der Übung. Denn im Spannungs- oder Verteidigungsfall muss die Bundeswehr neben den Truppen auch die Zusammenarbeit mit Behörden und Unternehmen koordinieren.

Wie läuft die Übung ab?

Unter anderem werden die Truppen in einer kilometerlangen Kolonne vom Hafen über Hamburger Straßen und Autobahnen fahren, begleitet von Hubschraubern. "Die Übungsbewegungen finden im Schwerpunkt nachts statt – so wie im Ernstfall", erklärt die Bundeswehr. Eine Operationszentrale ist in der Reichspräsident-Ebert-Kaserne im Westen der Hansestadt eingerichtet, die in den nächsten Tagen extra geschützt wird.

Gregor Peter Schmitz mit den Buchstaben GPS

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Was bedeutet die Bundeswehr-Übung für die Hamburgerinnen und Hamburger?

Zwar ist die Übung so geplant, dass sowohl der Hafenbetrieb als auch das tägliche Leben in der Hansestadt möglichst nicht beeinträchtigt werden, trotzdem kann es nachts Fluglärm durch Bundeswehrhubschrauber und vereinzelt Straßensperrungen geben, laut Polizei vor allem von Donnerstag auf Freitag rund um den Hafen. Auch Knallgeräusche und Rauchentwicklung sind Teil der Übung. Hamburgerinnen und Hamburger müssen trotz der erhöhten militärischen Präsenz nicht mit echtem Waffeneinsatz oder Panzern vor der Haustür rechnen. 

Gibt es Proteste?

Für Freitag ruft unter anderem die Linke zu einer Demonstration am Rathausmarkt auf. Das Bündnis "Gemeinsam gegen Red Storm Bravo" sieht in der Übung einen "weiteren Schritt in Militarisierung unserer Stadt", wodurch "alle an den Krieg gewöhnt werden sollen". Die Zusammenarbeit von Militär und zivilen Kräften lehnen Sie ab.

wue