"Stuttgart 21"-Baugelände zeitweilig besetzt Polizei kündigt härtere Gangart gegen Protestierer an

Der Protest gegen das milliardenteure Projekt "Stuttgart 21" hält an: Am Montagabend haben sich 300 Demonstranten Zugang zum abgesperrten Baugelände verschafft, blieben aber friedlich. Nun hat die Polizei einen Strategiewechsel angekündigt.

Gegen den Umbau des Stuttgarter Hauptbahnhofs haben am Montagabend etwa 5000 Menschen demonstriert. Wie die Polizei mitteilte, protestierten sie mit gemeinschaftlichem Lärmen gegen das milliardenteure Projekt "Stuttgart 21". Gegen Ende der Versammlung sei es etwa 300 Demonstranten gelungen, auf das abgesperrte Baugelände zu gelangen. Aktivisten hätten offenbar mit Werkzeugen und anderen technischen Hilfsmitteln einen Teil des Bauzauns entfernt, danach hätten sie auf dem Gelände Parolen gegen das Bauprojekt skandiert.

Auf mehrfache Aufforderung der Polizei begannen die Aktivisten den Angaben zufolge gegen 20.30 Uhr, das Baugelände zu verlassen. Eine Dreiviertelstunde später sei das umzäunte Gelände wieder frei gewesen. Die Polizei leitete Ermittlungen ein, Einsatzkräfte standen weiter zum Schutz des Baugeländes bereit.

Der Sprecher des Stuttgarter Polizeipräsidiums, Stefan Keilbach, kritisierte das Vorgehen einiger Gegner von Stuttgart 21. "Bisher hat die Polizei in Stuttgart ein äußerst versammlungsfreundliches Verhalten an den Tag gelegt", sagte er der Nachrichtenagentur AFP. Da mit dem Eindringen auf das umzäunte Baugelände jetzt schon zum zweiten Mal das Versammlungsrecht für strafbare Handlungen missbraucht worden sei, werde sich das Vorgehen der Polizei ändern. "Wir werden uns jetzt eine andere Strategie zurechtlegen müssen," sagte Keilbach. Das hätten sich "die Aktivisten selbst zuzuschreiben".

Am Freitag hatten am Stuttgarter Hauptbahnhof die äußeren Abrissarbeiten begonnen, um einem unterirdischen Durchgangsbahnhof Platz zu machen. In der Bevölkerung der baden-württembergischen Landeshauptstadt gibt es großen Widerstand gegen das Mammutprojekt. Mehr als 21.000 Bürger unterzeichneten bislang einen sogenannten Stuttgarter Appell, um die seit Februar laufenden Bauarbeiten doch noch zu stoppen.

AFP
AFP