Félice Gritti
34, Crime

Früher, als kleiner Junge, saß ich oft auf dem Schoß meiner Großmutter, während sie an unserem Küchentisch den stern durchblätterte und mir erklärte, was auf den Bildern zu sehen war. Später dann, als großer Junge, blätterte ich selbst: Der stern erzählte mir von Skandalen und Katastrophen, von Terroristen und Diktatoren, von Fußballern und Politikern, von fernen Orten, mutigen Menschen, vom Schönen, Hässlichen, also vom Leben. Ich konnte versinken in dieses Heft, das jeden Donnerstag in unserem Briefkasten lag. Der stern versprach mir, dass die Welt niemals langweilig wird, solange man sie sich anschaut.
Viele Jahre später, als ich die Journalistenschule besuchte, erfüllte der stern dieses Versprechen auf seine eigene Weise. Am zweiten Tag meines Praktikums im Auslandsressort stürzte in Genua eine Autobahnbrücke ein und riss die Stadt entzwei, 43 Menschen starben. Am dritten Tag meines Praktikums setzte die Redaktion mich ins nächste Flugzeug.
Die Recherche hat sich mir eingeprägt. Weil das Leid der Familie, über die ich am Ende schrieb, mich stärker mitnahm, als ich erwartet hatte. Weil ich Stress und Schiss hatte. Am meisten vielleicht, weil der stern mir diese Chance gab. Weil ich verstand, dass man bei diesem Magazin sogar als Praktikant den Journalismus machen darf, den ich machen wollte. Journalismus, der rausgeht. Der die Menschen ernst nimmt. Der nicht immer als Erster da ist, der aber als Letzter geht. Der Emotionen nicht als etwas sieht, das den Fakten die Zeilen stiehlt. Der wichtige Themen erzählen will und weiß, dass er dafür gute Geschichten braucht. Der sich die Welt anschaut. Um bloß nicht langweilig zu werden.
Jana Luck
30, Gesellschaft

Es war ein Sonntagmorgen, ich war acht Jahre alt, als ich mit einer Freundin im Gartenhäuschen meines Vaters ein Magazin gründete. Sie machte die Artdirektion, ich schrieb. Wir nannten unsere Publikation, die wir auf Farbpapier kopierten und an Freundinnen, Eltern, Nachbarn verteilten: Morgenstern. Nach dem Dichter, eigentlich, aber egal. Dass ich heute Redakteurin beim stern bin, erscheint mir mit dieser Vorgeschichte nicht ganz zufallslos.

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Schreiben wollte ich immer schon, und zwar am liebsten lange Texte, Porträts und Reportagen, ich wollte unterwegs sein und Menschen begleiten, die von sich selbst denken, sie seien gar nicht so besonders. Stimmt nämlich meistens nicht, stimmt spätestens dann nicht mehr, wenn man ihnen gut zugehört hat.
Diese Beschreibung meines Traumjobs ist nicht unbedingt das, was man als "Nische" bezeichnet. So eine Nische, irgendeine Spezialisierung, sei jedoch unglaublich wichtig, heißt es im Journalismus oft. Jedenfalls, wenn man mit dem Beruf auch noch Geld verdienen möchte. Als ich, damals noch Journalistenschülerin, der Chefredaktion des stern erzählte, was ich machen will, als ich also von Gerechtigkeit sprach und von Zeitgeist und von den nur scheinbar normalen Menschen, die ich treffen und von denen ich erzählen wollte, und einräumte, dass das natürlich alles viel zu pathetisch klingen würde, aber eben die Wahrheit sei, da sagten sie: Klasse, genau das suchen wir.
Ich war erst erstaunt, dann sehr froh. Der stern ist für mich das Magazin in Deutschland, in dem genau das gefragt ist, was ich als Reporterin am liebsten machen möchte. Und deshalb bin ich hier.
Jacqueline Haddadian
29, Social Media

Als Tochter eingewanderter Eltern habe ich einen anderen Hintergrund als die meisten meiner Kolleginnen und Kollegen. Das sehe ich als Chance. Ich bin mit Rassismuserfahrungen aufgewachsen und werde noch heute systemisch vernachlässigt, zum Beispiel bei der Job- oder Wohnungssuche. Daher empfinde ich es als bedeutsame Aufgabe, meine Perspektive in den Journalismus einzubringen. Viele Inhalte deutscher Medien, auch die des stern, richten sich primär an ein elitäres, weißes Publikum. Ich hingegen habe einen anderen Blick auf Themen.
So ist mir etwa die redaktionsinterne Nachbesprechung zum stern-Cover mit Alice Weidel besonders im Gedächtnis geblieben: Einige aus dem Team und ich konnten der Mehrheit deutlich machen, dass eine AfD-Politikerin auf dem Titel uns Menschen mit Migrationshintergrund stärker provoziert, unsere Ängste brutaler triggert. Genau diese Art von Dialog fördert der stern: Wir setzen uns zusammen, hinterfragen und lernen voneinander. Ich bin mir sicher, dass der stern auch in den nächsten 75 Jahren für einen Journalismus stehen wird, der nah an den Menschen und dem Zeitgeschehen ist, ohne die Distanz zu verlieren. Und der vor allem inkludiert, statt Hass und Missgunst zu schüren.
Nele Spandick
27, Wirtschaft

Die vermeintlich simplen Fragen sind meist am schwersten zu beantworten. Ich kann Ihnen ein Gesetz im Detail erklären, Zitate von wichtigen Menschen notieren oder aufschreiben, wie sich die Wirtschaft entwickelt. Aber das reicht nicht für eine stern-Geschichte. Es fehlen dann Antworten auf die simplen Fragen: Macht das Gesetz die Welt gerechter? Wie tickt diese Politikerin, wie ist jener Unternehmenschef eigentlich drauf? Was bedeutet die Konjunkturentwicklung für meinen Einkaufskorb?
Der stern sucht Antworten auf solche Fragen – jenseits von schnellen Schlüssen und billigen Reflexen. Dafür braucht es Zeit. Wir müssen auch dann noch zuhören, wenn andere Journalisten weiterziehen. Wir müssen viel lesen, um die richtigen Fragen parat zu haben. Häufig müssen wir reisen, nicht immer in die weite Welt, oft reicht das eigene Land. Der stern gibt uns, seinen Journalistinnen und Journalisten, diese Möglichkeiten.
Vielleicht liegt das daran, dass wir uns immer wieder als Reportermagazin bezeichnen: Der Reporter – inzwischen zu meinem Glück auch immer häufiger die Reporterin – steht im Mittelpunkt unserer Marke. Das ist gut, denn Reportagen machen uns aus. Aber für mich ist der stern vor allem ein Servicemagazin. Nicht, weil ich Ihnen in jedem Artikel erklären will, wie Sie Ihr Geld am besten vermehren oder welche Heizung Sie sich einbauen sollten. Sondern weil Journalismus für mich eine Dienstleistung ist, keine Kunst. Weil ich in jedem Text die simplen Fragen beantworten will. So habe ich es beim stern gelernt.
Leonie Scheuble
28, News und Ausland

Zwei Dinge treiben mich als Auslandsreporterin an: Kaffee und grenzenlose Neugier. Ich will die Geschichten erzählen, die über den eigenen Horizont hinausgehen. Geschichten, die die Leserinnen und Leser an Orte entführen, von denen die meisten noch nie gehört haben. Zuletzt war ich für den stern mehrere Monate als Korrespondentin in den USA. Zwischen eingefleischten Trump-Fans, die "Baut die Mauer" brüllten, und Familien, die seit Jahren an der Südgrenze auf Asyl hoffen, habe ich gelernt, wie wichtig es ist, offen und unvoreingenommen auf Recherche zu gehen. Unsere Leserinnen und Leser sollten das Gefühl haben, mit im Klassenzimmer eines Problembezirks zu sitzen, neben ukrainischen Soldaten an der Front zu kämpfen oder an der Seite von Spitzenpolitikern auf Wahlkampftour zu sein. Wir sollten komplexe Zusammenhänge verständlich erklären, ohne zu belehren. Und in einer Welt, die schnell vergisst, diejenigen sein, die die Geschichten der Vergessenen erzählen – von Flutbetroffenen im Ahrtal bis hin zu den demonstrierenden Frauen im Iran.
Wenn ich den stern lese, möchte ich journalistischen Mut sehen. Mut, die Themen vom Abendbrottisch auf den Titel zu heben. Mut, Debatten anzustoßen, bei denen es kein Richtig und kein Falsch gibt. Kurz gesagt: Mut, Menschen auf Augenhöhe zu begegnen. Der Altkanzlerin genauso wie dem Altenpfleger oder dem Geflüchteten aus Afghanistan. Zum 75. Geburtstag wünsche ich dem stern, dass er nach vorn blickt. Die dringendsten Themen unserer Zeit angeht. Mittendrin ist, aber auch mal gegen den Strom schwimmt. Unbequeme Fragen stellt. Und sich was traut.
Florian Schillat
29, Politik

Eigentlich wollte ich Musikjournalist werden: die neuesten Platten zugeschickt bekommen, früher als alle anderen reinhören, über das Gehörte schreiben. Ich wollte – Obacht – mein Hobby zum Beruf machen. Der Satz ist so abgehangen, dass er sich nicht als belastbar erweisen konnte. Also schrieb ich über Film und Fernsehen, später über die Medienbranche – und beim stern, zu dem ich vor sechs Jahren gestoßen bin, zunächst als Nachrichtenredakteur über alles Mögliche. Meine ursprünglichen Pläne sind offenkundig nicht aufgegangen. Das Leben – immer für eine Überraschung gut – ist mir dazwischengekommen. Ein Glück.
Erwarte das Unerwartete: Dafür steht auch der stern, jedenfalls für mich. Er ist eine Zumutung, die freundliche Aufforderung, einen Fuß in diese große (Themen-)Welt zu setzen. Frei nach dem Motto: Nur Mut, es lohnt sich! Diese Losung gilt nicht nur für die Leserinnen und Leser, sondern auch für die Journalistinnen und Journalisten. Beim stern zu arbeiten heißt, nicht einfach die naheliegende Geschichte zu erzählen – sondern die etwas ferner, tiefer liegende, die noch freigelegt werden will oder muss.
Zugegeben: Als jüngerer Kollege kann man da schon mal Angst vor der eigenen Courage bekommen. Gerade politische Themen sind oft kompliziert und abstrakt. Sie greifbar zu machen, bestenfalls anschaulich, habe ich mir zum Ziel gesetzt. Mittlerweile bin ich Politikredakteur in unserem Berliner Büro. Es fühlt sich beinahe so an, als hätte ich mir nie etwas anderes vorstellen können. Auch dieser Satz ist abgehangen. Aber belastbar – einem Hamburger, born and raised, der freiwillig die schönste Stadt der Welt (rein objektiv betrachtet …) für die Hauptstadt verlassen hat, können Sie das glauben. Ich hoffe sehr, dass der stern auch Ihnen etwas zumutet – und Sie sich darauf einlassen. Es lohnt sich.
Moritz Herrmann
35, Gesellschaft

Als Reporter wollte ich auch deshalb zum stern, weil hier die gute, die wilde, die eigene Sprache noch ein Zuhause hat. Weil Sprache im stern ausschlagen darf, weil sie Funken schlägt, weil der Sound zum Blatt gehört, es immer schon tat. Nicht das erstschlechteste Wort. Keine Phrasen. Bitte nie die toten Hüllen allzu häufig benutzter Wendungen. Ich mag das: wie wir hier die Worte gegen das Licht halten, sie abklopfen, sie wenden. Wenn ich sehe, wie Texte in anderen Häusern geschliffen, domestiziert, verödet und kaputtgenormt werden, wird mir bange. Lesen mag ich vieles davon längst nicht mehr. Das klingt hart. Ist es auch, auch für mich. Anders im stern: Da dürfen die Menschen reden, wie Menschen nun mal reden, und die Reporter schreiben, wie sie schreiben, ohne dass man sie auf eine Linie brächte im Sinne einer Corporate Identity. Ja, natürlich redigieren wir und werden wir redigiert, aber mit dem Okular und nicht gegen den Geist einer Erzählung selbst.
Mir waren immer die Schreiber verdächtig, die mit vielen Worten, aber keiner Sprache daherkommen, die Experten, Verkünder und Erklärer, die Allesdurchschauenden. Der stern steht in der Tür, nicht kommend und nicht gehend, er sieht mehr. Das macht ihn zu einem Reportermagazin im besten Sinne. Er wird es, wenn es nach mir ginge, noch lange bleiben.
Katharina Brenner-Meyer
35, stern Plus

Nach einigen Jahren im Lokal- und Regionaljournalismus gab es für mich beim stern plötzlich die ganze Welt: keine geografischen Grenzen mehr, auch keine thematischen. Stattdessen Geschichten vor der Haustür und Tausende Kilometer entfernt, Diskussionen über Relevanz, Zugang, Sprache. Wie bereichernd! Beim großen stern hatte ich mit Ellbogenmentalität gerechnet. Anfängerfehler. Ich schätze die Kollegialität hier sehr.
Gerade ist vieles im Umbruch. Für den stern zu arbeiten bedeutet Freiheit, es bedeutet auch Druck. Wir haben mit stern Plus, unserem zahlungspflichtigen Digitalangebot, Großes vor. Es ist motivierend, fordernd und aufregend, das mitzugestalten. Wenn meine 91-jährige Großmutter anruft, weil sie ein Artikel besonders bewegt hat, freut mich das jedes Mal. Ich wünsche dem stern, dass auch 19-Jährige Vertrauen in den Journalismus haben und Freude an den Geschichten, wie der stern sie erzählt –überraschend, bildstark. Ich wünsche dem stern, dass er mutig bleibt. Und dass sich zwischen all dem Schweren immer auch Leichtes findet. Die Welt hat reichlich von beidem.
Noelia Sanchez Barón
27, Social Media

Ich hatte schlechte Karten. Ich komme aus keiner Akademikerfamilie, lebte einmal in einem Hartz-IV-Haushalt. Als Schülerin durfte ich in meinem Nebenjob nicht zu viel verdienen, weil die Bezüge meines Vaters sonst gekürzt worden wären. Ich wagte mich also zuerst nicht in die Welt des Journalismus. Zu elitär schien sie für mich zu sein. Kein Geld, keine Kontakte, keine Chance. Acht Jahre später bin ich Teil dieser Welt. Beim stern zu arbeiten bedeutet für mich: Freiheit. Meine Arbeit so machen zu dürfen, wie ich sie am besten kann. Ich liebe es zu moderieren und Social Videos zu produzieren.
Heute reicht es nicht mehr, einen Text zu schreiben und zu warten, bis er am Kiosk in die Hände eines Lesers fällt. Unsere Geschichten müssen die Menschen anders erreichen. Mich treibt der Gedanke an, Teil einer jungen Journalisten-Generation zu sein, die unsere Branche neu aufstellt. Und der Gedanke, zu zeigen, dass es trotz Chancenungleichheit möglich ist, seinen Weg zu gehen. Wenn man an sich glaubt. Und an die Zukunft des Journalismus.
Moritz Dickentmann
40, Verifikation

Seit fast vier Jahren verantworte ich die Verifikation von digitalen, vornehmlich in sozialen Netzwerken veröffentlichten Inhalten: Ist ein Video oder Bild wirklich aktuell? Wurde es da aufgenommen, wo es laut Posting herkommt? Ist der Content manipuliert? Wer hat ihn in Umlauf gebracht, und verfolgt der- oder diejenige damit eine Agenda?
Meine Arbeit ist abwechslungsreich, und ich halte sie in Zeiten zunehmender Desinformation für enorm wichtig. Es ist heute ein Leichtes, Falschnachrichten – ob bewusst oder nicht – in die Welt zu setzen; die Entwicklungen im Bereich künstlicher Intelligenz dürften das Problem verstärken. Und damit auch Demokratie und gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährden. Der stern ist immer nah dran am Menschen. Ich sehe darin eine Chance, meist unbegründeten Vorbehalten gegenüber Fremdem und Unbekanntem entgegenzuwirken. Dazu möchte ich beitragen – auch wenn das bedeutet, dass mal ein Thema "stirbt", weil die Fakten der geplanten Geschichte widersprechen.
Fabian Huber
27, Ausland

Mein Koffer liegt immer da, als würde er mich umarmen wollen: beide Deckel geöffnet, packbereit. Die Welt dreht sich schnell. Leider bebt sie auch manchmal. So kam es, dass ich eines Februarabends zu Hause mit Freunden noch ein paar Bierchen heruntergurgelte – und 24 Stunden später mit deutschen Bestattern durch die Überreste von Kahramanmaraş lief. Eine Stadt in der Türkei, etwa so viele Einwohner wie Nürnberg, plattgerüttelt, über 10.000 Erdbebentote allein hier. Ich hatte nie zuvor den Geruch von Verwesung in der Nase. Ich hatte mir nie ausmalen können, was es bedeutet, wenn über Gräbern keine Namen, sondern Nummern stehen. Auf dem Rückflug flipperten mir Tausende Gedanken gegen die Schädeldecke. Zeit nachzudenken blieb kaum. Die nächste Geschichte rief schon: Ischgl, Après-Ski, die erste Saison nach Corona.
Als Auslandsreporter beim stern habe ich einen der abwechslungsreichsten Jobs der Welt. Und genau das ist die größte Herausforderung: heute hier, morgen dort, aber immer in der ersten Reihe der Gefühlsachterbahn. Freud und Leid, Todestrauer und Jagertee – beides muss ich in kurzer Zeit verarbeiten, beides soll Platz haben in unserem Magazin. Wir gehen dorthin, wo Sie es als Leser nicht können. Wir wollen Sie in fremde Lebenswelten entführen. Im Zentrum all dieser Geschichten steht dabei immer: der Mensch. Egal ob in Kahramanmaraş oder in Ischgl. Sollte mein Reporterkontrastprogramm irgendwann einmal dazu führen, dass mir die Menschen, die mich in ihr Leben lassen, egal werden, dann muss ich mir Sorgen machen.
Gerade aber schreibe ich diese Zeilen an einem traumhaft schönen Ort im tiefen Süden. Mein Koffer liegt aufgeklappt in Blickweite. In ihm knödeln sich sonnencremebefleckte Sommerhemden. Im Urlaub dreht sich die Welt auch mal etwas langsamer.
Ilona Kriesl
32, Wissen

Als ich jung war, kauften meine Eltern regelmäßig den stern. Kaum konnte ich lesen, schnappte ich mir das Magazin, schlich heimlich in mein Zimmer und blätterte. Knisterndes Papier, der Geruch von Druckerfarbe in der Nase – noch heute erinnere ich mich an das Gefühl von damals, etwas Besonderes in Händen zu halten: ein Magazin, das das Tor zur Welt und zum Weltgeschehen aufstieß. Heute sind wir Journalistinnen und Journalisten schon lange keine "Gatekeeper" mehr, zumindest nicht mehr in dem Ausmaß, wie es einst üblich für unseren Berufsstand war. Informationen sind überall frei verfügbar, werden in Sekundenschnelle im Netz verbreitet, geteilt, geliked. Dafür sind andere Aufgaben in den Vordergrund getreten: Die vergangenen siebeneinhalb Jahre beim stern haben mir immer wieder gezeigt, wie wichtig Kontext, Einordnung und Verifikation in einer schnelllebigen Welt sind, speziell im Bereich Wissen, für den ich schreibe, und auch angesichts der Risiken, die nun zusätzlich von künstlicher Intelligenz ausgehen.
Wofür der stern für mich steht? In erster Linie für gutes journalistisches Handwerk und für Geschichten, die Menschen mit Empathie begegnen und dabei doch die nötige Distanz wahren. Aber auch für den Mut, "draufzuhauen" und Kritik zu üben, wo es nötig ist. Klingt unvereinbar? Das ist es nicht, auch wenn man immer wieder abwägen und austarieren muss. Für mich als Journalistin ist es essenziell, nicht nur anderen Fragen zu stellen – sondern auch die eigene Arbeit immer wieder aufs Neue zu hinterfragen.