Ein Juror begründet die Entscheidung Physik-Nobelpreis für Geim und Novoselov

Ein Physik-Nobelpreis mit praktischer Bedeutung für sehr junge Preisträger: Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa erläutert der Ständige Sekretär des Stockholmer Nobelkomitees, Staffan Normark, die Entscheidung für Andre Geim und Konstantin Novoselov.

Was war die besondere Leistung von Geim und Novoselov?

Normark: "Es ist einfach phänomenal, dass sie ein zweidimensionales Material in ihrem berühmten Papier von 2004 beschreiben konnten. Sonst haben wir es immer mit drei Dimensionen zu tun, und bei Einstein vielleicht auch mal mit vier. Graphen ist ein sehr, sehr spezielles Material, extrem dünn, elastisch, mit unglaublich vielen Anwendungsmöglichkeiten."

Die meisten Nobelpreisträger sind gesetzte Herrn im fortgeschrittenen Alter und mit weit zurückliegenden wissenschaftlichen Verdiensten. Sind Geim und Novoselov nicht ziemlich ungewöhnliche Preisträger?

Normark: "Ja, das kann man wohl sagen. Schon vom Alter her, mit 51 und 36 Jahren, sind die beiden ungewöhnlich. Professor Geim hat auch einen sehr ausgeprägten Sinn für Humor. Beide kommen aus Russland, es ist schön, dass sie immer eng kooperiert haben. Novoselov ist der jüngste Preisträger, den wir seit 1973 gehabt haben. Das ist doch ein prima Ansporn für alle jungen Leute in der Wissenschaft: Wenn du die richtigen Experimente machst - wer weiß?"

Ist dieser Preis mit schnell verständlicher praktischer Anwendung auch für die Nobelpreisjuroren angenehmer als etwa für Erklärungen aus der theoretischen Physik, die kaum jemand begreift?

Normark: "Natürlich macht es Freude, so einen Preis zu erklären, bei dem jeder sofort das gigantische Potenzial versteht. Auf der anderen Seite werden wir sicher auch wieder ganz andere Leistungen belohnen, die man mit dieser nicht vergleichen kann. Früher oder später werden auch die mehr theoretischen Preise verstanden. Bei dieser Entdeckung hat es ja schon in den vier Jahren seit 2006 eine Explosion neuer Erkenntnisse gegeben. Das Papier mit dem Durchbruch bei Graphen ist viertausendmal zitiert worden. Das muss man sich mal vorstellen: Viertausendmal!"

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Thomas Borchert, DPA