Oslo Friedensnobelpreis geht an Venezolanerin María Corina Machado

Die Oppositionspolitikerin María Corina Machado
Die Oppositionspolitikerin María Corina Machado wird für ihren Einsatz in Venezuela mit dem Friedensnobelpreis geehrt
© Jimmy Villalta/ZUMA Press Wire / Action Press
Einer hat ihn lautstark für sich selbst beansprucht, jemand anderes hat ihn bekommen: Der Friedensnobelpreis geht in diesem Jahr nach Venezuela. Donald Trump geht leer aus.

Der Friedensnobelpreis 2025 geht nicht an US-Präsident Donald Trump, sondern an die Politikerin María Corina Machado aus Venezuela. Sie werde ausgezeichnet für ihren "unermüdlichen Einsatz zur Förderung demokratischer Rechte für das Volk Venezuelas und für ihren Kampf für einen gerechten und friedlichen Übergang von der Diktatur zur Demokratie", sagte Jörgen Watne Frydnes, der Vorsitzende des norwegischen Nobelkomitees, am Freitag in Oslo. Die venezolanische Oppositionsführerin Machado gilt als entschiedene Widersacherin des autoritären Präsidenten Nicolás Maduro.

Machado sei eine "zentrale, einende Figur" der einst zutiefst gespaltenen Opposition gegen einen "brutalen, autoritären" Staat, der nun unter einer humanitären und wirtschaftlichen Krise leide, erklärte das Nobelkomitee weiter. Sie sei "eines der ungewöhnlichsten Beispiele für Zivilcourage in Lateinamerika in der jüngsten Zeit", sagte Frydnes.

Die 58-jährige Machado wird von ihren Anhängern als "La Libertadora" gefeiert, als "Befreierin". Obwohl ihr in ihrer Heimat die Festnahme droht und zahlreiche Oppositionelle bereits im Gefängnis sitzen, hat Machado das Land nicht verlassen. Dass sie trotz Morddrohungen im Land bleibe, habe Millionen Menschen "inspiriert", hob das Nobelkomitee hervor. Machado ist untergetaucht. Sie tritt in Venezuela unangekündigt auf, hält etwa eine Rede auf der Ladefläche eines Lieferwagens und flieht anschließend auf einem Motorrad.

Friedensnobelpreis wichtigster politischer Preis der Welt

Der Friedensnobelpreis gilt gemeinhin als wichtigste politische Auszeichnung der Erde. Für die Auszeichnung wurden 338 Persönlichkeiten und Organisationen nominiert – 52 mehr als im Vorjahr. Im vergangenen Jahr hatte die japanische Organisation Nihon Hidankyo, die sich für eine Welt ohne Atomwaffen einsetzt, den Preis erhalten. Frühere Preisträger waren der US-Bürgerrechtler Martin Luther King, der frühere Bundeskanzler Willy Brandt und, als erste Frau, die österreichische Pazifistin Bertha von Suttner.

Trump hatte in den vergangenen Wochen immer wieder betont, man möge ihm den Preis zusprechen. Unter anderem vor der UN-Vollversammlung in New York führte er im September an, innerhalb von nur sieben Monaten sieben Kriege beendet zu haben. "Jeder sagt, dass ich den Friedensnobelpreis für jede einzelne dieser Errungenschaften bekommen sollte", meinte er.

Noch dazu konnte Trump in dieser Woche einen ersten Durchbruch bei den indirekten Verhandlungen zur Beilegung des Gaza-Kriegs zwischen Israel und der islamistischen Hamas verkünden. Das dürfte ihn in seinen Ambitionen weiter bestärkt haben.  

Das aus fünf Mitgliedern bestehende Nobelkomitee, das über die Vergabe entscheidet, hatte sich am Montag zu einer letzten Sitzung getroffen – und damit zwei Tage vor der Bekanntgabe einer Einigung auf eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas sowie der Freilassung der israelischen Geiseln im Gazastreifen. Die Vereinbarung kam auf Druck von Trump zustande. Dabei ist völlig unklar, ob der von ihm präsentierte Friedensplan nachhaltige Wirkung entfalten wird. 

Watne Frydnes hatte in der Zeitung "Verdens Gang" durchblicken lassen, dass die Entscheidung zum diesjährigen Preisträger bereits am Montag gefallen sei.

Was gegen Donald Trump sprach

Friedensforscher glaubten vorab nicht an eine Preisvergabe an den US-Präsidenten – auch weil ihrer Ansicht nach keiner der sieben von ihm genannten Konflikte wirklich nachhaltig gelöst worden ist.

Kritiker halten Trump vor, die regelbasierte internationale Zusammenarbeit auf Basis multilateraler Verträge, Abkommen und Werte zu untergraben. Gegen Trump sprach außerdem die Nominierungsfrist: Die lief Ende Januar ab – zu dem Zeitpunkt war Trump erst elf Tage offiziell im Amt. Dass er rechtzeitig für den diesjährigen Preis nominiert worden ist, ist alles andere als sicher.

Nobelpreis wird am 10. Dezember überreicht

Der Friedensnobelpreis wird seit 1901 in Oslo verliehen. Die Nobelpreise gehen auf den schwedischen Dynamit-Erfinder und Preisstifter Alfred Nobel (1833-1896) zurück. Er veranlasste in seinem Testament, dass mit den Zinsen seines Vermögens Preise für diejenigen finanziert werden sollen, die der Menschheit im jeweils vorangegangenen Jahr in den Kategorien Physik, Chemie, Physiologie/Medizin, Literatur und Frieden den größten Nutzen gebracht haben. 

Die Auszeichnung in der Kategorie Wirtschaftswissenschaften kam erst Ende der 1960er-Jahre hinzu. Sie wird von der schwedischen Zentralbank gestiftet.

Überreicht werden die Nobelpreise am 10. Dezember, dem Todestag von Nobel. Dotiert ist die Auszeichnung in diesem Jahr erneut mit elf Millionen schwedischen Kronen (rund eine Million Euro) pro Kategorie.

Hinweis: Dieser Artikel wurde aktualisiert und um weitere Informationen ergänzt.

AFP · DPA · Reuters
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