Meinung Dann gebt ihm halt den Preis!

US-Präsident Donald Trump
Niemand verdient den Friedensnobelpreis aus seiner Sicht so wie er: US-Präsident Donald Trump

 
© Tasos Katopodis / Getty Images
Natürlich wäre es absurd, ausgerechnet US-Präsident Donald Trump mit dem Friedensnobelpreis zu ehren. Aber vielleicht könnte diese ultimative Schmeichelei Positives bewirken.

Die Deutschen sind sich, ungewöhnlich in diesen Tagen, in einer Frage sehr einig. Donald Trump soll auf gar keinen Fall den Friedensnobelpreis 2025 erhalten. 96 Prozent der Deutschen lehnen eine solche Verleihung an ihn ab, ergab jüngst eine Forsa-Umfrage für den stern, nur einige wenige Anhänger der AfD hielten den Amerikaner für auszeichnungswürdig.

Die Deutschen haben recht (und dass die Umfrage vor dem scheinbaren und von Trump mit vermittelten Waffenstillstands-Durchbruch in Gaza durchgeführt wurde, ändert daran nichts). Einen ungeeigneteren Kandidaten für die vielleicht wertvollste Auszeichnung des Planeten als den Mehrfach-Pleitier aus Queens kann man sich gar nicht vorstellen. 

Er ist korrupt, er ist vorbestraft, er ist rachsüchtig, er hat erst die USA und schließlich die Welt in immer tiefere Grabenkämpfe geführt, selbst wenn er offiziell noch keinen Krieg angezettelt hat. Sogar ob Trump wirklich einen Friedensschluss herbeigeführt hat, bleibt noch höchst fraglich. "Dauerhaften Frieden" sieht das Testament von Preisstifter Alfred Nobel als Grundlage für eine Ehrung eigentlich vor. Bei den sieben Kriegs-Beendigungen, die Trump für sich beansprucht, ist zumindest seine Rolle unklar. Im Gaza-Konflikt ist zwar seine Rolle zu erkennen, aber ob es dort wirklich zum Frieden kommt, ist noch gänzlich ungewiss. 

Und dennoch ertappe ich mich bei dem Gedanken: Dann gebt ihm halt den Preis! So richtig eine Rolle spielt es ja nicht mehr, dass damit eine moralische Institution der freien Welt – der Friedensnobelpreis – ramponiert würde. 

Erstens sind derlei Kriterien im Trump-Zeitalter ohnehin verrutscht. Dieser Mann dürfte schließlich nach allen moralischen, politischen, gesellschaftlichen Kriterien auch nicht US-Präsident und damit mächtigster Mensch des Planeten sein. Und außerdem: Schon vorher hat das Osloer Komitee schwer nachvollziehbare Auszeichnungen vorgenommen. Henry Kissinger, einen Fürsten der diplomatischen Finsternis, 1973 auszuzeichnen, hieß eigentlich, dass politische Ironie tot war, lautete damals ein Bonmot. Und Barack Obama erhielt den Preis, bevor er überhaupt irgendetwas bewegen konnte als Präsident, seine Ehrung war einfach eine Wette auf die Zukunft.

Friedensnobelpreis? Donald Trump wäre überglücklich

Diese ist bei Obama leider nicht aufgegangen. Der Preis war für ihn eher eine Belastung, sie machte es seinen Gegnern leichter, ihn als "Showman" zu diskreditieren. Obama hätte ihn im Nachhinein besser ablehnen sollen. 

Trump wäre natürlich überglücklich, sich Friedensnobelpreis-Träger nennen zu dürfen, niemand verdiente ihn aus seiner Sicht so wie er. Und wer weiß, vielleicht bewirkt die Erfüllung seines Herzenswunsches ja etwas Positives – und sei es nur, dass der US-Präsident sich dann verpflichtet fühlen könnte, der (gewiss höchst mühsamen) Friedenssuche in Gaza auch verpflichtet zu bleiben, wenn die ersten Schlagzeilen vorbei sind. Unternehmer und Politiker aus aller Welt überbieten sich gerade in (hochnotpeinlichen) Schmeicheleien für Trump, um ihn gnädig zu stimmen. Warum dann nicht auch diese peinliche Auszeichnung wagen und ertragen? Schlimmer kann es ja kaum kommen.

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