María Corina Machado Friedensnobelpreisträgerin kommt nach Oslo, aber nicht zur Verleihung

Oppositionsführerin Maria Corina Machado galt als Favoritin gegen den linksnationalistischen Amtsinhaber Nicolás Maduro
Die venezolanische Oppositionsführerin Maria Corina Machado galt als Favoritin gegen den linksnationalistischen Amtsinhaber Nicolás Maduro – bis die Behörden ihr die Kandidatur untersagten
© Jesus Vargas / DPA
Es kommt selten vor, dass Friedensnobelpreisträger bei der Zeremonie verhindert sind. Für María Corina Machado wäre die Teilnahme an der Preisverleihung gefährlich.

Die diesjährige Friedensnobelpreisträgerin María Corina Machado aus Venezuela wird trotz Drohungen der autoritären Führung ihres Landes in Norwegen erwartet, allerdings wird sie nicht an der Preisverleihung teilnehmen. "Sie kommt nicht zu der Zeremonie", sagte der Sprecher des Nobel-Instituts, Erik Aasheim, am Mittwochmorgen. Später sagte Aasheim, Machado sei "in Sicherheit und wird mit uns in Oslo sein." Damit riskiert die 58-Jährige schwerwiegende Folgen, die bei ihrer Rückkehr in ihr Heimatland auf sie warten könnten.

Genaue Angaben zu ihrer Ankunft nannte er nicht. Machado habe eine "Reise in einer Situation extremer Gefahr" auf sich genommen, fügte er hinzu. Institutsdirektor Kristian Berg Harpviken hatte am Morgen beim norwegischen Rundfunk bekanntgegeben, dass Machado nicht an der Preiszeremonie im Rathaus von Oslo teilnehmen werde. Stattdessen werde ihre Tochter den Nobelpreis in Empfang nehmen und auch eine Rede halten, die ihre Mutter geschrieben habe. Wo sich Machado aufhalte, wisse er nicht.

Am Dienstag hatte das Nobelpreiskomitee eine geplante Pressekonferenz mit der Oppositionspolitikerin erst verschoben und dann ganz abgesagt. Ein Auftritt in Oslo wäre für die im Untergrund lebende Machado der erste öffentliche Auftritt seit Januar gewesen.

Friedensnobelpreis für Maria Corina Machado ein großes Risiko

Im Oktober gab das norwegische Nobel-Institut ihre Ehrung mit dem Friedensnobelpreis bekannt und würdigte Machado als "eines der ungewöhnlichsten Beispiele für Zivilcourage in Lateinamerika in der jüngsten Zeit".

Machado gilt als einende Kraft der Opposition in Venezuela und entschiedene Widersacherin des seit 2013 autoritär regierenden Präsidenten Nicolás Maduro. Sie hatte sich 2023 um die Präsidentschaftskandidatur in ihrem Land bemüht, wurde jedoch wegen angeblicher Unregelmäßigkeiten von der Wahl im darauffolgenden Jahr ausgeschlossen. Kritiker werfen Maduro systematische Wahlmanipulation vor.

Machado ist vor geraumer Zeit aus Sorge um ihre Sicherheit innerhalb ihres Landes abgetaucht. Das Nobelkomitee war bislang davon ausgegangen, dass sie für die Preiszeremonie nach Oslo kommen könnte. Sie selbst hatte beteuert, alles daranzusetzen, um für die größte Ehrung ihres Lebens in die norwegische Hauptstadt reisen zu können.

Der venezolanische Generalstaatsanwalt Tarek William Saab hatte im November gedroht, er werde Machado im Falle ihrer Teilnahme an der Nobelpreisverleihung als "flüchtig" betrachten. Er begründete dies damit, dass gegen die Oppositionelle zahlreiche strafrechtliche Ermittlungen wegen "Verschwörung, Aufstachelung zum Hass und Terrorismus" liefen. Zudem werde gegen sie wegen ihrer Unterstützung für den Einsatz von US-Streitkräften in der Karibik ermittelt.

Gregor Peter Schmitz mit den Buchstaben GPS

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"Mir sind alle erdenklichen Verbrechen vorgeworfen worden, bis hin zu Terrorismus", sagte Machado jüngst in einem Video-Interview des norwegischen Rundfunksenders NRK. "Das Regime ist sehr deutlich geworden. Maduro hat gesagt, dass sie mich töten werden, wenn sie mich erwischen." Die konservative venezolanische Opposition hatte Machado im vergangenen Jahr zu ihrer Präsidentschaftskandidatin gekürt. Sie galt als Favoritin gegen den linksnationalistischen Amtsinhaber Nicolás Maduro – bis die Behörden ihr die Kandidatur untersagten.

Verhinderte Nobelpreisträger absolute Ausnahme

Es kommt bei den seit 1901 vergebenen Nobelpreisen nur selten vor, dass Preisträger ihre Auszeichnungen nicht persönlich in Empfang nehmen können. Zu den Ausnahmen zählten fünf Friedensnobelpreisträger, die zum Zeitpunkt ihrer Auszeichnung in ihren Heimatländern inhaftiert waren. Dem sowjetischen Atomphysiker und Friedensnobelpreisträger Andrej Sacharow war zudem 1975 von der Staatsführung verboten worden, nach Oslo zu reisen – für ihn nahm seine Frau damals den Preis entgegen.

Der Friedensnobelpreis wird traditionell am 10. Dezember feierlich im Osloer Rathaus überreicht. Am selben Tag, dem Todestag von Dynamit-Erfinder und Preisstifter Alfred Nobel (1833–1896), werden später alle anderen Nobelpreise in den weiteren Kategorien Medizin, Physik, Chemie, Literatur und Wirtschaftswissenschaften in Stockholm überreicht. Dotiert sind die Preise in diesem Jahr mit jeweils elf Millionen schwedischen Kronen (rund eine Million Euro) pro Kategorie.

DPA · AFP
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