US-Präsident George W. Bush hat zweifellos eine Schwäche für starke Frauen. Ob die Bundeskanzlerin daraus einen Vorteil ziehen kann ist aber sehr ungewiss. Denn noch ist nicht ganz klar, ob Bush eher auf den Typ "furchtlose Beraterin" oder "bedingungslose Bewunderin" steht. "Vielleicht hat seine Mutter ihn nicht oft genug bewundert", schrieb die scharfzüngige Kolumnisten der "New York Times", Maureen Dowd.
"Ich liebe es, starke Frauen um mich zu haben", sagte Bush (59) im vergangenen Jahr im Wahlkampf, und verwies auf seine Frau Laura und die Zwillingstöchter Barbara und Jenna (24). Sie hätten ihm beigebracht zuzuhören, gerade zu stehen und nicht so grimmig dreinzuschauen. Tatsächlich gelten die drei Bush-Damen aber nicht gerade als resolut, ganz anders als Mutter Barbara. "Die Kinder nennen mich The Enforcer" - etwa: die Vollstreckerin - bekannte sie vor zwei Jahren in einem Interview.
Die Auserwählten
Die 80-jährige nimmt bis heute kein Blatt vor den Mund und regiert den Familienclan mit eiserner Hand. Er folge noch heute, wenn seine Mutter rufe, gibt Bush zu. Der Präsident hat deshalb keine Berührungsängste mit starken Frauen. Davon profitierte Condoleezza Rice (51), die unter Bush erste schwarze Außenministerin der USA wurde.
Eine wichtige Stütze ist auch Karen Hughes (49), Abteilungsleiterin im Außenministerium mit dem heiklen Auftrag, das ramponierte Image der USA im Ausland aufzumöbeln. Hughes, in früheren Jahren Bushs Sprecherin in Texas und später Beraterin im Weißen Haus, zieht bis heute viele Strippen.
Harriet Miers ist seit Jahren Bushs Rechtsanwältin. Bush schätzt die 60-Jährige so sehr, dass er sie - obwohl sie keine Erfahrung als Richterin hat - im Herbst an den Obersten Gerichtshof berufen wollte. Der wundersame Karrieresprung scheiterte nur, weil konservative Republikaner dagegen protestierten. Für sie war Miers ein ziemlich unbeschriebenes Blatt, also kein Garant für konservative Werte.
Stark auch in der Bewunderung
Eins ist diesen Frauen gemein: Sie halten mit ihrer Bewunderung für den 43. Präsidenten nicht hinter dem Berg. "Der brillanteste Mensch, der mir je begegnet ist", sagte Miers einmal, die schon mehrfach mit Bush auf dessen Ranch in Texas beim Unterholz-Schlagen gesehen wurde. "Ich liebe Sie, Herr Präsident", flötete Karen Hughes, als sie Bushs Dienste im Frühjahr 2002 vorübergehend verließ, um mit ihrem Heimweh-kranken Sohn nach Texas zurückzukehren.
Rice ist seit dem Wahlsieg im Jahr 2000 nur selten von Bushs Seite gewichen. "Wie eine Zweitfrau" lästern Beobachter in Washington. Rice, die wie Miers nicht verheiratet ist, geht bei den Bushs ein und aus. Sie macht sich gemeinsam mit Bush im Kraftraum des Weißen Hauses fit und verbringt sogar die meisten Wochenenden mit ihnen auf der Privatranch in Texas und dem Landsitz des Präsidenten in Camp David.
Dass Merkel eine starke Frau ist hat sie in der Vergangenheit bewiesen, ob sich Bush von ihrer Nähe demnächst auch nicht trennen mag, wird sich in den nächsten Monaten zeigen.