Lea Franke heißt in Wahrheit anders. Sie arbeitet seit vier Jahren als Lehrerin an einer Gesamtschule im städtischen Raum in Nordrhein-Westfalen. Zuvor absolvierte sie ihr Referendariat an einer Realschule und arbeitete als Vertretungslehrerin an einer Grundschule, unter anderem auch an einer deutschen Schule im Ausland. Dieser Text erschien zuerst im März 2024.
93.095 Mädchen und Jungen – so viele tatverdächtige Kinder zählte das Bundeskriminalamt 2022. Das entspricht einem Anstieg von 35,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch bei den Jugendlichen stieg die Zahl: auf 189.000, eine Zunahme um 22 Prozent. Zu den Delikten zählen unter anderem Ladendiebstahl, Beleidigung, Sachbeschädigung und Körperverletzung.
Neuere Zahlen gibt es bisher nicht, aber gefühlt häufen sich die Vorfälle: Nachrichten wie die über den Tod der zwölfjährigen Luise in Freudenberg, für den zwei gleichaltrige Mädchen verantwortlich sind, erschütterten ganz Deutschland. Im vergangenen November erlag ein Neuntklässler seinen Schussverletzungen, die ihm ein Mitschüler während des Schulbetriebs zufügte. Wegen des gewaltsamen Mordes an einem Sechsjährigen wurde gegen einen 14-jährigen Tatverdächtigen mittlerweile Anklage erhoben. All dies sind Meldungen aus dem Jahr 2023.
Natürlich sind auch wir Lehrer schockiert von diesen Vorfällen. Wirklich überrascht sind wir jedoch nicht. Ich übe diesen Beruf noch kein volles Jahrzehnt aus und kann selbst innerhalb dieser kurzen Zeitspanne eine klare Tendenz hin zu fehlender Frustrationstoleranz, steigender Empathielosigkeit und immer aggressiver werdender Ausübung von Gewalt erkennen.
Gewalt gegen Lehrkräfte und Schüler nimmt zu
"Hast du schon gehört, was gestern in der Pause passiert ist?", fragt mich eine Kollegin.
"Nee, was denn?"
"Eine Schülerin hat einer Lehrerin eine gescheuert."
"Was?"