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"Vielleicht tötet er mich": Sarah Bora über häusliche Gewalt gegen Frauen
Sehen Sie im Video: "Wir brauchen mehr Schutz für Frauen und Mädchen" – Sarah Bora über häusliche Gewalt gegen Frauen.
Vielleicht tötet er mich irgendwann – oder ich bringe mich noch selbst um.
Mein Name ist Sarah Bora. Ich bin Überlebende häuslicher Gewalt.
Acht Jahre lang werde ich körperlich und psychisch missbraucht.
Im Alter von 15 Jahren muss ich das erste Mal körperliche Gewalt in der Beziehung erleben.
Ich bin wie erstarrt, lasse es über mich ergehen. Blackout!
Als ich irgendwann begreife, dass sein Handeln nicht in Ordnung ist, kann ich die Beziehung nicht verlassen. Zu eng sind seine Zügel, zu groß meine Angst vor ihm.
Die Einsamkeit ist das Schlimmste. Ich schäme mich, vertraue niemandem mehr.
„Reiß dich zusammen!“ Oder: „Alles wird gut, er hat es nicht so gemeint.“ höre ich viel zu oft.
Je älter ich werde, umso mehr realisiere ich die zwei möglichen Szenarien:
Entweder er bringt mich irgendwann um – oder ich tue es selbst.
Mein Studium gibt mir Selbstbewusstsein. Als es sich zuspitzt, entscheide ich mein Leben nicht mehr in ständiger Angst verbringen zu wollen und renne davon! Drei Jahre stalkt er mich nach der Trennung. Aber endlich, ich bin frei!
Falls du also Hilfe brauchst, dann melde dich bitte hier:
[Bauchbinde: HILFE BEI KOSTENLOSEN HOTLINES: 0800 111 0 111 ODER 08000 116 016 ODER]
Ich bin nur eine von Hunderttausenden. Jeden Tag begeht in Deutschland ein Mann einen Mordversuch an einer Frau. Fast alle drei Tage stirbt eine Frau, weil der Partner oder Ex-Partner über ihr Leben richtet.
Ich will die Stimme derer sein, die keine mehr haben.
Über häusliche Gewalt muss tabulos gesprochen werden.
Ich fordere: mehr Frauenhausplätze und intensivere Aufklärungsarbeit.
Ich verlange: Femizide müssen wissenschaftlich dokumentiert und aufgearbeitet werden, um Präventionsmaßnahmen schaffen zu können. Der Staat muss bei häuslicher Gewalt härter durchgreifen.
Wir brauchen mehr Schutz für Frauen und Mädchen.
Wer nicht bewusst hinschaut, guckt verantwortungslos weg.