STERN-CHEFREDAKTEUR Warum Olaf Scholz eine gute Woche hatte und ein Monarch ohne Macht: Gregor Peter Schmitz über das aktuelle stern-Magazin

Queen Elizabeth II. und nun König Charles III. Das aktuelle stern-Cover
Queen Elizabeth II. und nun König Charles III. Das aktuelle stern-Cover
© stern
Eine historische Woche liegt hinter uns. Die Queen ist tot und Charles III. nun König. Und in Deutschland könnte Olaf Scholz von Robert Habecks Patzern profitieren.

"Ein neuer König wurde gekrönt, eine große europäische Armee wurde entscheidend im Feld geschlagen, im Winter drohen Hunger und Kälte. Tweeten wie aus dem 19. Jahrhundert." So lautete ein populärer Beitrag auf Twitter dieser Tage, der offenbar den Nerv vieler Menschen traf, die sich gerade wie Statisten in einem Historiendrama fühlen.

stern-Chefredakteur Gregor Peter Schmitz
Gregor Peter Schmitz ist seit Mai 2022 Chefredakteur des stern
© Guido Rottmann

Der neue König heißt Charles III., mit 73 Jahren endlich im Job angekommen. Die große europäische Armee ist die russische, wobei mit jedem Tag unklarer wird, ob sie noch groß ist. Dass im Winter Hunger und Kälte drohen, gar in Deutschland, ist hingegen längst in jeder Politikerrede angekommen.

"Die Queen war unfassbar gut in ihrem Job"

Dennoch sollten wir es mit den historischen Analogien nicht übertreiben. Der nächste britische König etwa wird ein Monarch ohne (viel) Macht sein. Auch seine legendäre Mutter hatte weniger Macht als Zeit. So viel Zeit, dass sie zum Mysterium werden konnte, was das Erfolgsrezept der Monarchie ist. Elizabeth II. war ein Idol für alle, die sich schlicht etwas mehr Verantwortungsgefühl wünschen. Er sei kein Monarchist, schrieb mir ein britischer Freund, "aber sie war unfassbar gut in ihrem Job, und so wenige sind das".

Da wir von Job-Noten sprechen: Olaf Scholz hatte eine gute Woche, weil Robert Habeck, vorher Erklär-Superstar der Regierung, eine schlechte hatte. Manche halten schon die Erwähnung, dass Habeck sich bei diversen Auftritten rhetorisch verdribbelt hat, für ungehöriges Bashing. Das ist Unsinn, auch ein Robert Habeck muss kritisierbar bleiben.

Umgekehrt ist der Grüne nicht gleich ein Dummschwätzer, nur weil er mal einen schlechten Tag hat. Habecks Patzer könnten Scholz den Freiraum geben, seine wichtigste außenpolitische Prämisse zu überdenken, die lautet, dass die Ukraine den Krieg nicht gewinnen kann und daher Deutschlands Unterstützung vorsichtig bleibt. Das wäre wieder eine Zeitenwende, diesmal eine sehr persönliche.

Gregor Peter Schmitz mit den Buchstaben GPS

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Gregor Peter Schmitz

Erschienen in stern 38/2022