Der Papst mit bunter Haarsträhne und Kondom über dem kleinen Finger - so will Dietmar Holzapfel das Kirchenoberhaupt am Samstag zum Christopher Street Day (CSD) in München zeigen. Auch vor vier Jahren hatte der Besitzer des Hotels "Deutsche Eiche" ein "Papamobil" mit Plakaten gebaut, auf die er das Ratzinger-Zitat "Homosexuelle Beziehungen sind "zutiefst unmoralisch"" geschrieben hatte.
Der Polizei war das ein Dorn im Auge. Der 53-Jährige musste die Kirchenkritik wieder abbauen. Begründung der Polizei für ihr Eingreifen: Die Aktion stelle den Papst als Homosexuellen dar und beleidige ihn. Es folgte ein vier Jahre währender Rechtsstreit, an dessen Ende Holzapfel im März vom bayerischen Verwaltungsgerichtshof recht bekam. "Das war die Sternstunde meines Lebens", sagt er.
Der Hotelbesitzer ist im Münchner Gärtnerplatzviertel bekannt wie ein bunter Hund. Wenn er bei geöffneten Fenstern in der "Deutschen Eiche" sitzt, winkt er alle 30 Sekunden einem Passanten zu. "Grüß' dich!", sagt der 53-Jährige dann und lacht. "Hier kennt jeder jeden, das ist wie im Dorf", sagt er.
Im Gastraum des Hotels zeugen viele Fotos von berühmten Gästen aus vergangenen Tagen, unter ihnen Sänger Freddie Mercury oder auch Regisseur Rainer Werner Fassbinder - schon damals war die "Eiche" ein In-Treff der Schwulenszene. Heute tummeln sich die Gäste auch im Anbau des alten Hauses, wo Holzapfel einen 1500 Quadratmeter großen Saunabereich mit Darkroom betreibt. Bis zu 800 Besucher zählt er an einem Wochenende.
Er selber geht dort aber nicht mehr hin, um Männer kennenzulernen. Denn seit 32 Jahren ist Holzapfel mit Ehemann Sepp Sattler zusammen. "Wir waren in den ersten Jahren unserer Beziehung nicht treu. Wir sind oft in die Sauna gegangen, um was zu erleben. Das hat aber unser Herz nicht beeinflusst", sagt der ehemalige Grundschullehrer. Seit mehr als 20 Jahren lebe er monogam.
Und für "seinen Seppi" heiratete Holzapfel sogar eine Frau. Denn nach seinem Lehramtsstudium war er nach Füssen im Allgäu versetzt worden. "Jedes Jahr habe ich einen Antrag gestellt, immer hieß es "nein"", erzählt der Mann mit dem breiten Lachen. Nur durch die Hochzeit mit einer guten Freundin wurde er wieder nach München versetzt. "Die wusste Bescheid über alles", sagt er. Nach zwei Jahren wurde die Ehe wieder geschieden.
Holzapfel blieb Lehrer, bis er vor zehn Jahren kündigte und hauptberuflich Gastronom und Betreiber des Hotels wurde, das er gemeinsam mit seinem krebskranken Vater und Sepp 1993 gekauft hatte. Und mit der "Deutschen Eiche" ist er zu einer wichtigen Figur in der Münchner Szene geworden.