Hintergrund So läuft die Amtseinführung des Papstes

Vor den Augen von einer halben Million Pilgern auf dem Petersplatz und Millionen Menschen an den Fernsehschirmen wird am Sonntag Papst Benedikt XVI. in sein Amt eingeführt.

Die Messe wird vom chilenischen Kardinal Jorge Arturo Medina Estevez zelebriert, der am Dienstag vom Balkon des Petersdoms die Wahl des vormaligen Kardinals Josef Ratzinger zum Papst verkündet hatte.

Während der Messe erhält das neue Kirchenoberhaupt die päpstlichen Insignien: den Fischerring und das Pallium, ein mit schwarzen Kreuzen besticktes weißes Band aus der Wolle eines gesegneten Lamms, das der Papst und die Erzbischöfe um den Hals tragen. Vor seinen Augen wird drei Mal ein Stück Werg (Fasern von Flachs oder Hanf) verbrannt, begleitet von der dreimaligen Ermahnung: „Sancte Pater, sic transit gloria mundi“ - Heiliger Vater, so vergeht aller Ruhm dieser Welt. Die Messe endet nach etwa zwei Stunden damit, dass der neue Papst den Segen "Urbi et Orbi" - der Stadt und dem Erdkreis - erteilt.

Ring und Pallium auf Petrus' Grab

Der Ring und das Pallium sollten am Samstagabend zunächst auf das Grab des Heiligen Petrus gelegt werden, der unter dem Petersdom begraben liegen soll. Zu Beginn der Messe am Sonntag ziehen der Papst und die Kardinäle dann zu dem Grab, bevor sie zur Messe auf den Petersplatz kommen, wie der Vatikan-Vertreter Monsignor Crispino Valenziano erklärte. Jeder einzelne Kardinal tritt danach vor den neuen Papst und erweist ihm seine Ehrerbietung. Dann tauschen sie den Friedenskuss.

In der Vergangenheit knieten die Kardinäle vor dem neuen Papst. Diese Tradition beendete 1978 Papst Johannes Paul I., der "lächelnde Papst", der 33 Tage nach seiner Amtseinführung starb. Er war auch der Erste, der es ablehnte, sich nach der Messe auf dem päpstlichen Thron über den Petersplatz tragen zu lassen und eine Tiara auf den Kopf zu setzen.

Eine halbe Millionen Gläubige erwartet

Auf dem Petersplatz wurden eine halbe Million Gläubige erwartet, darunter 100.000 aus Deutschland. Sie können die Messe auf riesigen Videoleinwänden verfolgen. Die ersten Pilger wurden am Samstagabend auf dem Platz erwartet. Deutschsprachige Freiwillige sollten den Gästen helfen, sich zurecht zu finden. "Es ist ein tolles Gefühl. Wir sind stolz", sagte der 19-jährige Sascha Their inmitten einer Gruppe deutscher Pilger und fügte mit Blick auf den neuen Papst hinzu: "Wir hoffen nur, dass er nicht allzu konservativ ist. Wir hoffen, alle anderen Länder werden ihn akzeptieren."

Luftraum wird gesperrt

Der Luftraum über dem Zentrum Roms sollte aus Sicherheitsgründen von 08.00 Uhr bis 16.00 Uhr gesperrt werden, außerdem sollten Kampfjets der Luftwaffe patrouillieren. Luftabwehrraketen wurden in Stellung gebracht, ein AWACS-Aufklärungsflugzeug der NATO stand bereit. 10.000 Polizisten sicherten die Straßen Roms.

Gregor Peter Schmitz mit den Buchstaben GPS

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Zu den erwarteten Gästen gehören Bundeskanzler Gerhard Schröder und Bundespräsident Horst Köhler, außerdem der französische Ministerpräsident Jean-Pierre Raffarin, der britische Prinz Philip, das spanische Königspaar Juan Carlos und Sofia, der schwedische König Carl Gustaf und Prinz Albert von Monaco. Die USA werden von Jeb Bush vertreten, dem Gouverneur von Florida und Bruder des Präsidenten George W. Bush.

Oberrabbiner von Rom sagte Teilnahme ab

Auch andere Glaubensrichtungen schickten Vertreter nach Rom. So hatten sich der Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, und Chrisostomos, Metropolit von Ephesus, angesagt, ein Gesandter des orthodoxen Patriarchen Bartholomäus. Ebenfalls zugesagt hat Metropolitan Kirill, ein ranghoher Repräsentant der russisch-orthodoxen Kirche. Der Oberrabbiner von Rom, Riccardo di Segni, erhielt ebenfalls eine Einladung, sagte jedoch mit Bedauern ab, da am Sonntag das jüdische Passah-Fest beginnt.

AP
William J. Kole/AP