Die Ermittler kamen in den Nachmittagsstunden. Am Mittwoch verhaftete die Kripo Lübeck den ehemaligen Bankdirektor der Volksbank Lauenburg Carsten H. in seinem Haus. Zeitgleich klickten die Handschellen bei seinem Stellvertreter Jens-Dietrich S. und dem Juristen und ehemaligen SPD-Politiker Hauke H., der bis 2003 im Aufsichtsrat der Bank gesessen hatte. Die Staatsanwaltschaft Lübeck hat dem Vernehmen nach bereits Anklage gegen das Trio wegen Untreue und Beihilfe zur Untreue erhoben.
Bankdirektor Carsten H. und seine mutmaßlichen Komplizen sollen die Lauenburger Volksbank seit 2001 durch die unseriöse Vergabe von Großkrediten an den Rand des Ruins getrieben haben. Derzeit sind rund 67 Millionen Euro der vergebenen Kredite für Immobilienprojekte im In- und Ausland ausfallgefährdet. Die Bank hatte nur ein Eigenkapital von etwa zehn Millionen Euro.
Querverbindung zu Hamburger Familie
Die Staatsanwaltschaft wirft Bankdirektor H. vor, dass er Millionenkredite ohne geeignete Sicherheiten vergeben habe. Er soll seine Pflichten nach dem Kreditwesengesetz "gröblich vernachlässigt" haben. Dabei sollen unter anderem rund 18 Millionen Euro über Strohleute in ein Bauprojekt in Skopje geflossen sein, an dem eine Hamburger Investorenfamilie beteiligt gewesen sein soll, die der Bundesnachrichtendienst in einem vertraulichen Papier der organisierten Kriminalität zugerechnet hat. Die Familie hat die Vorwürfe stets bestritten.
Ein Teil der Millionenkredite floss nach Erkenntnissen der Ermittler in Firmen, an denen sowohl Bankdirektor H. als auch sein mutmaßlicher Komplize Hauke H. beteiligt gewesen sein sollen. Die Volksbank soll für den ehemaligen SPD-Politiker Hauke H. zum Teil über Strohleute Kredite für Immobilien in Hamburg und Umland finanziert haben. Dabei vergab die Volksbank nach Einschätzung der Ermittler höhere Kredite als die Immobilien wert waren. Unter anderem wurde der Kauf eines Sportcenters in Hamburg für rund drei Millionen Euro finanziert, obwohl die Immobilie nur die Hälfte wert war. Später wurde das überschüssige Geld unter anderem an Firmen überwiesen, an denen der Bankchef H. und sein mutmaßlicher Komplize H. beteiligt gewesen sein sollen. Aus dem Sportcenter wurde später ein Bordell. Dem stellvertretenden Bankchef S. wird vorgeworfen, diese Machenschaften gedeckt zu haben.
S. durfte wieder gehen
Während der Haftrichter bei S. keinen Haftgrund sah und der Banker nach Hause gehen durfte, sitzen Ex-Bankdirektor H. und der ehemalige SPD-Politiker H. in Lübeck in Untersuchungshaft.