Nazi-Verbrecher Csatary Zu früh gestorben

Der ehemalige Nazi-Lagerkommandant Laszlo Csatary ist im Alter von 98 Jahren in Budapest gestorben. Wenige Monate bevor ihm der Prozess gemacht werden sollte.

Vielleicht hängen die Plakate auch in Ihrer Stadt: "Spät. Aber nicht zu spät" steht darauf und der Aufruf, Nazi-Verbrecher zu melden, die bisher unbehelligt ihr Leben genießen konnten. Das Simon-Wiesenthal-Center versucht mit der Aktion, die letzten Kriegsverbrecher ausfindig zu machen und zur Rechenschaft zu ziehen, bevor auch sie sterben. Er sei der einzige, der ihnen gute Gesundheit wünsche, ist ein bitterer Scherz, den Efraim Zuroff gern macht. Zuroff jagt seit 33 Jahren diese Menschen, die am industriellen Mord beteiligt waren und dafür nie Verantwortung übernommen haben.

Nun ist wieder einer gestorben, bevor ihm der Prozess gemacht werden konnte: Erst im Juni war der ehemalige Nazi-Lagerkommandant Laszlo Csatary in Ungarn angeklagt worden. Nun ist der 98-Jährige in einem Krankenhaus in Budapest gestorben. Laut dem Internet-Portal "BorsOnline" ist Csatary bereits am Samstag einer Lungenentzündung erlegen.

Todeurteil in der Slowakei

Csatary war Kommandant des Sammel- und Internierungslagers im damals ungarischen Kosice (heutige Slowakei), von wo aus im Jahr 1944 mehr als 12.000 Juden nach Auschwitz und in andere deutsche Konzentrationslager deportiert wurden. Dabei soll Csatary durch besonders grausamen und sadistischen Umgang mit seinen Opfern aufgefallen sein.

Die ungarische Staatsanwaltschaft wirft ihm die Deportationen aus Kosice vor. In der Slowakei war Csatary bereits 1948 zum Tode verurteilt worden. Das Urteil wurde jedoch im vergangenen April in eine lebenslängliche Haftstrafe umgewandelt. Die er nie angetreten hat.

Völlig unbehelligt

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs hatte Csatary sich nach Kanada abgesetzt, wo er bis 1997 unbehelligt lebte. Als seine Identität bekannt wurde, entzog man ihm die Staatsbürgerschaft. Csatary ging nach Budapest, wo er auch völlig unbedarft leben konnte. Erst 2012 spürten ihn britische Reporter auf, und das Simon-Wiesenthal-Center erstattete Anzeige.

Csatary soll im Mai und Juni 1944 an den Deportationen entscheidend beteiligt gewesen sein. Er habe der Ermordung dieser Menschen in deutschen Konzentrationslagern "mit Absicht vorangeholfen", hieß es in der Anklage. Er habe Gefangene mit einer Hundepeitsche und mit bloßen Fäusten misshandelt. Einmal habe er verhindert, dass in einen fensterlosen Viehwaggon, der 80 Menschen in Vernichtungslager bringen sollte, Lüftungsöffnungen geschnitten wurden.

Csatary hat jede Beteiligung an den Verbrechen, die ihm zur Last gelegt wurden, bestritten. Wenige Tage vor seinem Tod ordnete das Budapester Appellationsgericht die Fortsetzung des Verfahrens gegen den Mann an, nachdem es vom Budapester Stadtgericht vorübergehend gestoppt worden war. Dem erstinstanzlichen Gericht zufolge hätten zunächst die Auswirkungen des slowakischen Gerichtsurteils geprüft werden sollen. Mit Csatarys Tod erlischt das Verfahren.

sal