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Ein Aquarium in der Ecke, Lernspiele in den Regalen, an den Tischen Kinder wie in jeder anderen Klasse: der Schüchterne, die Aufgeweckte, die Sportliche. Und mittendrin Yara Ullrich, zwölf Jahre alt, schulterlanges Haar, Spice-Girls-Shirt und die typischen Gesichtszüge des Downsyndroms. Neben Yara sitzt eine Erwachsene, Mareen Pusch. Sie ist eigentlich Kauffrau für Einzelhandel, stieß im Internet auf eine Suchanzeige von Yaras Familie und begleitet Yara seit fünf Jahren jeden Tag in die Schule. Sie erinnert sie an ihre Aufgaben, wenn ihre Gedanken abschweifen, ermuntert sie, lauter zu sprechen, wenn sie zu leise ist, bindet ihr auch mal die Schuhe, wenn es schnell gehen muss. Mit Mareens Hilfe kommt Yara gut klar in der fünften Klasse der Evangelischen Grundschule Mahlow in Brandenburg, auch wenn sie auf dem Lernstand einer Zweitklässlerin ist. Denn der Lernstand ist nicht das Wichtigste. Das Wichtigste ist, dass sie dazugehört.

Beobachtet man Yara in ihrer Klasse, könnte man glauben, Inklusion in Deutschland funktioniere ganz gut. Aber es gibt auch die anderen Geschichten. Geschichten wie die von Amelie aus dem Sauerland, die in die Schule gehen möchte und es nicht kann – weil keine wie Mareen ihr dauerhaft zur Seite steht.