Die Budapester Staatsanwaltschaft hat den mutmaßlichen Nazi-Kriegsverbrecher Laszlo Csatáry festgenommen. Das meldete die ungarische Nachrichtenagentur MTI am Mittwoch. Der 97-Jährige wird verdächtigt, während des zweiten Weltkriegs an der Ermordung von 16.000 ungarischen Juden mitgewirkt zu haben. Am Wochenende war durch Berichte der britischen Zeitung "Sun" bekanntgeworden, dass Csatáry bereits seit Jahren in Budapest lebt.
Nach Angaben des Jerusalemer Simon-Wiesenthal-Zentrums war er als Polizeichef von Kosice im damals ungarisch besetzten Teil der Slowakei in den Jahren 1941 und 1944 mitverantwortlich für die Deportation von Juden ins Vernichtungslager Auschwitz. Csatáry steht auf der Liste der gesuchten NS-Verbrecher des Simon-Wiesenthal-Zentrums ganz oben. Er war 1948 in der Tschechoslowakei in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden und hatte lange Zeit unter falscher Identität als Kunsthändler in Kanada gelebt. 1995 setzte er sich dann nach Ungarn ab, als er von den kanadischen Behörden enttarnt wurde.
In Budapest lebte Csatáry bis zuletzt unbehelligt, obwohl das Wiesenthal-Zentrum den ungarischen Behörden im vergangenen Jahr Informationen zu seinem Fall zur Verfügung gestellte hatte. Am Sonntag teilte das Zentrum mit, Reporter der britischen Boulevard-Zeitung "The Sun" hätten Csatáry in Budapest fotografiert und gefilmt.