Als sich der erste deutsche Papst seit 480 Jahren nach seiner Wahl im Konklave vor den mehr als 100 000 begeisterten Menschen zeigte, war er sichtlich bewegt. Er spendete den Gläubigen den päpstlichen Segen Urbi et Orbi (der Stadt und dem Erdkreis).
"Liebe Schwestern und Brüder, nach dem großartigen Papst Johannes Paul II. haben mich die Herren Kardinäle als einfachen Arbeiter im Weinberg des Herrn zum Diener der Kirche gewählt", sagte Ratzinger auf dem Balkon des Petersdoms. Er bat die Gläubigen um ihr Gebet und äußerte die Zuversicht, dass ihm Maria zur Seite stehen werde.
Die im Konklave versammelten 115 Kardinäle entschieden sich für den deutschen Kurienkardinal, der im bayerischen Marktl am Inn geboren wurde. Notwendig war eine Zweidrittelmehrheit, also mindestens 77 Stimmen. Nach einem im September veröffentlichten anonymen Tagebuch soll Joseph Ratzinger im vierten Wahlgang mit 84 Stimmen gewählt worden sein. Die Entscheidung fiel nur 26 Stunden, nachdem die Papstwähler in die Sixtinische Kapelle eingezogen waren. Es war eines der kürzesten Konklaven in der Kirchengeschichte.
Um 17.50 Uhr stieg zunächst grauer, dann weißer Rauch aus dem Schornstein der Kapelle - die Entscheidung war gefallen, aber zunächst unklar. Die Verwirrung wurde erst durch das Glockengeläut vom Petersdom beendet. Tausende Menschen strömten im Laufschritt zum Petersplatz, um die Worte "Habemus papam" zu hören und das Oberhaupt zu begrüßen. In den Straßen ertönte ein Hupkonzert. Der Verkehr brach streckenweise zusammen.
Ratzinger hatte bis zuletzt als Favorit gegolten. Der frühere Erzbischof von München und Freising ist der 265. Papst in der Kirchengeschichte und der achte Deutsche auf dem Stuhle Petri. Viele Jahre leitete er im Vatikan die wichtige Glaubenskongregation.