Rache für seinen toten Sohn Deutscher Professor plante Blutbad in den USA

Nach dem Selbstmord seines Sohnes wollte ein deutscher Hochschullehrer womöglich an dessen Schule in Los Angeles ein Attentat verüben. Die Polizei nahm ihn wegen verräterischer E-Mails fest.

Der deutsche Professor Rainer R. war verzweifelt. Sein über alles geliebter Sohn Class hatte sich das Leben genommen. Wegen einer Lappalie, wie es schien: Der Junge war bestraft worden, weil er in einem Laden seiner High School geklaut haben soll. Nun sollte er den Schulhof fegen. Doch offenbar warf die Strafe den 14-Jährigen derart aus der Bahn, dass er sich in einem Park in Irvine/Kalifornien das Leben nahm.

Das war im März. Seitdem haben im Kopf des 48-jährigen Dozenten offenbar mörderische Rachepläne gebrodelt. Davon geht jedenfalls die kalifornische Polizei aus. Sie hat R. inzwischen festgenommen. Es bestand die Befürchtung, dass der Dozent für Pharmakologie einen blutigen Amoklauf an Claas' früherer Schule geplant hat.

Einem Bericht der "Los Angeles Times" zufolge wollte der Wissenschaftler mit einem Dutzend Maschinenpistolen in die University High School einfallen. In E-Mails, die er bereits im März an seine Frau und an sich selbst adressiert hatte, beschrieb der aus Hamburg stammende R., detailliert wie er zunächst den stellvertretenden Rektor und dann hunderte Schüler erschießen würde. Anschließend würde er die Schule bis auf die Grundmauern niederbrennen. Auch von Vergewaltigungen von Mitarbeiterinnen der Schulverwaltung war die Rede.

"Ich werde Waffen brauchen, viele Waffen"

"Ich werde Waffen brauche, viele Waffen. Und dann habe ich den Ritt meines Lebens", zitiert die Zeitung aus einer Mail. Anschließend, so der Plan, wollte R. sich selbst töten, um wieder mit seinem Sohn vereint zu sein. "Ich werde mir ein wunderbares Ende bereiten und sehr bald bei ihm sein, ich mag diesen Plan, endlich eine gute Idee", heißt es in einer weiteren E-Mail.

Die Polizei war R. lediglich durch Zufall auf die Spur gekommen. Sie hatte den Deutschen bereits am 24. Juli festgenommen, als er versucht hatte, nahe der Stelle, an der sich sein Sohn erhängt hatte, ein Feuer zu entzünden. Auch vier weitere Brände wurden ihm zur Last gelegt. Durch die Zahlung einer Kaution entging R. zunächst dem Gefängnis. Erst drei Tage später kamen die Ermittler den Amokplänen auf die Spur, als sie routinemäßig die Mails auf dessen Handy überprüften. R. wurde am Freitag erneut festgenommen. Am kommenden Mittwoch soll Anklage erhoben werden.

"Der Kummer hat Daddy aufgefressen"

Seine Ehefrau sagte der Polizei, ihr Mann sei seit dem Tod seines Sohnes depressiv gewesen. Die "L.A. Times" zitiert auch aus E-Mail-Botschaften, die R. seiner Frau geschrieben hat. Darin drängte er sie, nach Deutschland zurückzukehren und ein neues Leben anzufangen. In einer anderen Botschaft bat er darum, seinem zweiten Kind eine Nachricht auszurichten: "Daddy war so traurig über den Tod von Claas. Der Kummer hat ihn aufgefressen."

Die Anklage lautet dennoch lediglich auf Brandstiftung und versuchte Brandstiftung. Wegen der E-Mails werde der Professor wohl nicht angeklagt, weil die Drohungen nicht an potenzielle Opfer gerichtet worden seien, heißt es in der Zeitung "Orange County Register". Allerdings zog die Staatsanwaltschaft die Äußerungen heran, um zu verhindern, dass der Mann gegen Kaution auf freien Fuß kommt. Ihm drohen mehr als zwölf Jahre Haft.

Volker Königkrämer, mit Agenturen