Berliner Verkehrsbetriebe BVG: Besseres Image mit immer mehr Selbstironie?

Im Berliner ÖPNV passieren viele Kuriositäten - wie am 5. November, als plötzlich der Regierende am Steuer einer neuen U-Bahn sa
Im Berliner ÖPNV passieren viele Kuriositäten - wie am 5. November, als plötzlich der Regierende am Steuer einer neuen U-Bahn saß. Die BVG zeigt ab heute eine Reality-Show bei YouTube, die mit viel Selbstironie das Image des Unternehmens verbessern soll. (Archivbild) Foto
© Bernd von Jutrczenka/dpa
Die BVG versucht erneut, ihren immer wieder stockenden Alltagsbetrieb auf die Schippe zu nehmen. Doch hilft den Fahrgästen Humor und Selbstironie, wenn die dritte U-Bahn in Serie ausfällt?

Ähnlich wie die Deutsche Bahn versuchen nun auch die Berliner Verkehrsbetriebe, ihr Image mit einer Mini-Serie voller Selbstironie zu verbessern. Ab heute zeigt die BVG bei YouTube das Format "Ich bin ein Fahrgast - Ich steig gleich aus". Die BVG bewirbt die Serie selbst als "schmerzhaft reale Reality-Show". Unter den acht Kandidaten findet sich auch ein prominentes Gesicht: Der Schauspieler und Sänger Oli P..

Galgenhumor gegen Fahrgast-Kritik? Waghalsiger Ansatz

Die Deutsche Bahn hatte kürzlich mit einer Serie im Stile einer Doku Aufmerksamkeit erzeugt, in der Anke Engelke eine Zugchefin namens Tina spielte, die mit ihrem liebenswert-chaotischen Team den Alltagswahnsinn auf der Schiene zu meistern versucht. Die Serie sammelte Millionen Klicks - gleichzeitig kam die Frage auf, ob Galgenhumor und überzogene Selbstironie angesichts der dramatischen Lage und der vielen Verspätungen der Bahn wirklich zum Lachen sind.

Auch bei der BVG ist die Lage angespannt, von vielen Berlinerinnen und Berlinern wird das Unternehmen nicht als sonderlich zuverlässig wahrgenommen. Seit einigen Monaten heißt das Motto daher "Stabilität vor Wachstum". Nach BVG-Angaben zeigt der Ansatz Wirkung: Demnach hat sich die Zuverlässigkeit, also das Verhältnis von erbrachten zu ausgefallenen Fahrten, zuletzt deutlich verbessert.

Zuverlässigkeit verbesserte sich zuletzt

"Seit der Einflottung der neuen Züge hat sich die Lage auf den Linien U1 bis U4 deutlich stabilisiert – von rund 88 Prozent auf zuletzt 97,7 Prozent", teilte die BVG mit. Insgesamt lag die Zuverlässigkeit bei der U-Bahn demnach vergangene Woche bei 98 Prozent. Bei der Tram liegt die Zuverlässigkeit seit Monaten stabil bei mehr als 97 Prozent, im Busverkehr seit Jahresmitte über der Zielmarke von 99 Prozent. Verspätungen bilden diese Werte nicht ab.

Die neue Reality-Show wird daher auch als kleine Entschuldigung präsentiert. "Berlin, es tut uns wirklich leid: Der Service hakte oft, und das merken wir genauso wie ihr", schreibt die BVG in ihrer Ankündigung. Die Serie soll ein wenig "Ablenkung von der verspäteten Bahn" bieten, heißt es in der ersten Folge, in der sich drei Kandidaten in eine extrem volle Bahn drängeln müssen.

Gregor Peter Schmitz mit den Buchstaben GPS

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Erste von fünf Folgen heute online gegangen

Als humorvoll überzeichnet, kurz, laut und berlintypisch beschreibt die BVG die mehrteilige Show. Damit reiht sich die Kampagne ein in frühere Marketingaktionen des Verkehrsunternehmens wie etwa das schrille und ebenfalls selbstironische BVG-Musical, das Ende 2023 gezeigt wurde. 

Die erste Folge der Reality-Show ist online, vier weitere sollen in den nächsten Tagen jeweils um 14.00 Uhr folgen. Von Donnerstag bis einschließlich Samstag können alle Fahrgäste per Voting entscheiden, wer ins Finale der Serie einzieht. Dieses wird am Sonntag ausgespielt.

dpa