Der Störmthaler Kanal im Leipziger Neuseenland wird wohl noch einige Jahre gesperrt bleiben. Ein erhöhter Messwert bei der Überwachung des gesperrten Bauwerks habe zu einer neuen Einschätzung der Gefahrenlage geführt, sagte der Geschäftsführer der Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbh (LMBV) Bernd Sablotny.
Demnach seien die Grenzwerte für die Setzung des Bauwerks Anfang November erstmals überschritten worden. Am beschädigten Störmthaler Kanal im Leipziger Neuseenland sind somit zusätzliche Sicherungsmaßnahmen nötig.
Zwei Sofortmaßnahmen zur Absicherung notwendig
"Es gibt warnende Hinweise für einen Verlust der Lagesicherheit des Bauwerks", sagte der Sachverständige für Geologie, Matthias Götz. Als erste Maßnahme sollen noch bis Ende dieses Jahres die Stützkörper im Kanalabschnitt erweitert werden. Dadurch soll die Seitenböschung abgesichert werden. Anschließend soll eine ein Meter breite Schlitzwand 25 Meter tief in den Boden am Eingang des Kanals am Störmthaler See eingelassen werden.
Was ist das Problem an dem Kanal?
Der 850 Meter lange Kanal mit einer Schleuse verbindet seit 2013 die beiden Bergbaufolgeseen Störmthaler und Markkleeberger See. Zudem führt eine Brücke der Autobahn 38 über den Kanal. Der Kanal führt über Kippengelände.
Im März 2021 war er überraschend gesperrt worden, weil Risse in der Böschung festgestellt wurden. Die Befürchtung: Sollte das Bauwerk kollabieren, könnte sich eine riesige Flutwelle aus dem vier Meter höher gelegenen Störmthaler in den Markkleeberger See ergießen und Überschwemmungen in Markkleeberg und Teilen von Leipzig verursachen. Zudem könnte die Standfestigkeit der Autobahnbrücke gefährdet werden.
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"Die beiden nun folgenden Maßnahmen geben einen erheblichen Zuwachs an Sicherheit und uns mehr Zeit, um die folgenden Schritte zu erörtern", betonte Sablotny. Diese würden noch mehrerer Jahre dauern, betonte er. Daher sei derzeit nicht absehbar, wann die Schleuse wieder genutzt werden könne. Auch die Wegsperrungen dürften wohl nicht vor 2027 aufgehoben werden.
Was ist seit der Sperrung passiert?
Die LMBV hatte 2021 sofort Sicherungsmaßnahmen ergriffen und unter anderem Riegel aus Spundwänden an beiden Enden des Kanals gerammt. Seither steigt nach Angaben des Bergbausanierers das Grundwasser jedoch weiter an und es gibt Korrosionsprobleme. Dieses Jahr wurden zusätzliche Maßnahmen nötig. Im Fokus stand dabei besonders die Brücke der Autobahn 38, die über den Kanal führt. Unter ihr wurden riesige Betonsteine aufgestapelt, um sie zu stützen.
Wie soll es weitergehen?
Die Schlitzwand wird den Angaben zufolge Mitte 2027 stehen. Für 2026 ist zudem eine Machbarkeitsstudie angekündigt, welche Möglichkeiten langfristig für das Bauwerk bestehen. Denkbar sind eine Sanierung oder ein Neubau. Die dritte Möglichkeit ist, dass das alles so teuer werden würde, dass der Kanal zurückgebaut werden muss.