Saidnaja-Gefängnis Saidnaja-Überlebende berichten: "Sie haben Leichen gepresst und verbrannt"

Beim Umsturz in Syrien wurde das Gefängnis Saidnaja und 50.000 seiner Insassen befreit. Zuvor wurden hier Menschen gefoltert und getötet. Überlebende berichten nun.
Beim Umsturz in Syrien wurde das Gefängnis Saidnaja und 50.000 seiner Insassen befreit. Zuvor wurden hier Menschen gefoltert und getötet. Überlebende berichten nun.
Sehen Sie im Video: Überlebende berichten – das passierte im syrischen "Schlachthaus"-Gefängnis.
n-tv.de
Das Gefängnis Saidnaja ist in Syrien berüchtigt. Gegner des Assad-Regimes wurden hier gefoltert und ermordet. Jetzt berichten Überlebende von den Schrecken hinter den Mauern.

Die syrische Zivilschutzorganisation Weißhelme hat den Kreml aufgefordert, den laut Berichten nach Russland geflüchteten ehemaligen syrischen Machthaber Baschar al-Assad zur Herausgabe von Informationen zu geheimen Gefängnissen und dort festgehaltenen Menschen zu drängen. Sie hätten "über einen internationalen Vermittler eine Anfrage an die UNO gerichtet, um Russland aufzufordern, Druck auf Assad auszuüben", erklärten die Weißhelme.

Demnach fordern sie von Assad, dass dieser Karten mit den Standorten der geheimen Gefängnisse und Listen mit den Namen der Gefangenen übergibt, "damit wir sie so schnell wie möglich erreichen können".

Die islamistischen Kämpfer ließen während ihrer Offensive in den vergangenen Tagen tausende Gefangene frei, tausende weitere werden aber noch vermisst. Am Montag waren zahlreiche Menschen zum berüchtigten Saidnaja-Gefängnis nahe der Hauptstadt Damaskus geströmt, um nach teils seit Jahren inhaftierten Angehörigen zu suchen.

Syrien: Saidnaja-Gefängnis Symbol der Brutalität Assads

Die Weißhelme erklärten am Dienstag jedoch, ihre Mitarbeiter hätten keine weiteren Häftlinge in dem Gefängnis gefunden. Es seien keine "geheimen Zellen" oder Kellerverliese entdeckt worden. In einem nahe der Hauptstadt Damaskus gelegenen Krankenhaus entdeckten islamistische Kämpfer nach eigenen Angaben etwa 40 Leichen mit Folterspuren.

Nach Angaben der Vereinigung der Inhaftierten und Vermissten des Saidnaja-Gefängnisses (ADMSP) handelt es sich bei den Leichen vermutlich um Insassen der Haftanstalt. Das Saidnaja-Gefängnis ist ein Symbol für die Brutalität der jahrzehntelangen Herrschaft der Assad-Familie. Baschar al-Assad hatte bei seinem Amtsantritt im Jahr 2000 von seinem verstorbenen Vater Hafis al-Assad einen Apparat von Gefängnissen und Haftanstalten übernommen, in denen Andersdenkende weggesperrt wurden.

Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte sind mehr als 100.000 Menschen in syrischen Gefängnissen gestorben, häufig unter Einwirkung von Folter. Die islamistischen Miliz Hajat Tahrir al-Scham (HTS) und ihre Verbündeten hatten am Sonntag Damaskus eingenommen und den seit Jahrzehnten herrschenden Assad gestürzt. Assad floh nach russischen Angaben nach Russland.

AFP
mth