Verkehrssünder aufschreiben und dabei reich werden – das scheint nicht nur dem selbsternannten Anzeigenhauptmeister gelungen zu sein. Niclas Matthei wurde im vergangenen Jahr zur lokalen Berühmtheit. Der 20-jährige aus Sachsen-Anhalt ließ sich von Spiegel TV dabei filmen, wie er seinem größten Hobby nachging: Falschparker aufschreiben und zur Anzeige bringen.
Durch folgende Auftritte in Clubs und weiteren Engagements will er Millionär geworden sein, überprüfen lässt sich das allerdings nicht. Doch Matthei ist nicht der einzige, der einer vergleichbaren Tätigkeit nachgeht. Der Anzeigenhauptmeister hat ein US-Pendant, der nach eigener Aussage ebenfalls gutes Geld verdienen will.
"Streeter" nennt sich der Mann, bei X und im Interview mit dem New Yorker Sender CBS News. "Kurz nach 6 Uhr morgens bin ich mit meinem Fahrrad unterwegs und halte Ausschau nach leerlaufenden Lastwagen", erzählt Streeter vor der Kamera. Zwischen sechs und neun Stunden sei er täglich auf dem Fahrrad unterwegs.
US-Anzeigenhauptmeister zeigt Lkw mit laufendem Motor an
Möglich machen die Anzeigen das "Citizens Air Complaint Program", ein Beschwerdeprogramm für bessere Luft. Die Stadt New York zahlt Bürgerinnen und Bürger eine Belohnung, wenn sie Videos von Bussen oder Lastwagen einsenden, die illegal im Leerlauf stehen. Maximal drei Minuten dürfen die stehenden Großvehikel ihren Motor laufen lassen. Im Bereich von Schulen sinkt die Grenze auf eine Minute.
Das Gesetz wird selten durchgesetzt, doch durch das Programm erhöht sich die Quote. Die Bußgelder für einen Verstoß liegen zwischen 350 und 600 Dollar – 25 Prozent davon dürfen Anzeigende wie Streeter einbehalten. Rund 90 Dollar ergibt das pro Verstoß. Streeter behauptet, damit eine sechsstellige Summe verdient zu haben – auch das lässt sich kaum überprüfen. Die Stadt New York hat laut CBS knapp 70 Millionen Dollar mit dem Programm eingenommen.

Die gesetzliche Grundlage gibt es seit 2017. Sie geht ebenfalls auf eine bürgerliche Initiative zurück. Andere Großstädte wie Los Angeles oder Philadelphia setzten darauf folgend ähnliche Programme für eine sauberere Luft auf.

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Was gut für Bürgerinnen und Bürger ist, nervt so manchen Truckerfahrer. Lkw-Fahren sei harte Arbeit, ärgert sich Zach Miller, Lobbyist der Trucking Association von New York bei CBS News. Den Motor beim Bedienen der Ladewand jedes Mal abzustellen, hält er für keine Option: "Fahren Sie eine Woche lang Lkw in New York City und kommen Sie dann zu mir zurück und sagen Sie mir, dass das eine einfache Lösung ist".
Quellen: CBS, X (Streeter), "Curbed"