Wir sind doch alle Superhelden. Beim Sport immer vorne mit dabei. Rennen genau im richtigen Tempo. Beherzigen schön die Regeln zum gesunden Training. Nur nicht zu viel machen. Laufen ohne Schnaufen reicht ja schließlich. Denn, wie heute jeder weiß, ist schon leichtes Training gut für unsere Gesundheit.
Und patsch, sind wir in die Falle getapst. Denn wir Menschen neigen dazu, uns etwas vorzumachen. In Wahrheit sind wir recht faule Wesen, der Schweinehund ein echtes Biest. Er redet nicht immer laut mit uns, seine Mittel sind fieser und effektiver. Wir fallen, ohne es zu merken, immer wieder auf ihn rein. Aber wer gibt das schon gerne zu?
Nun ist aber die Zeit zur schonungslosen Ehrlichkeit gekommen, denn es gibt einen handfesten Beleg für unseren Selbstbetrug. Zum ersten Mal steht wissenschaftlich belegt fest, dass wir unsere Leistungen beim Sport ständig überschätzen.
Ärzte empfehlen ja bereits seit ein paar Jahren 150 Minuten leichtes oder 75 Minuten kräftiges aerobes Training pro Woche. Dabei ist egal ob in längeren Einheiten oder kleinen Portionen über die Woche verteilt. Joggen, Rad fahren, Walken oder Seilhüpfen. Alles ist erlaubt und zählt, solange man eine gewisse Intensität erreicht.
Und genau da liegt das Problem. Weiß der durchschnittliche Freizeitsportler eigentlich, ob er sich genug anstrengt? Offensichtlich nein.
Um festzustellen, ob man sich ausreichend belastet beim Training, gibt es zahlreiche Mess-Methoden. Zum Beispiel der Pulsschlag. Laut Expertenrat sollte der Puls bei leichter sportlicher Belastung auf etwa 64 bis 76 Prozent der maximalen Herzfrequenz steigen. Und bei kräftiger auf 77 bis 90 Prozent.
Fast alle Sportler, die an der Studie der kanadischen Universität teilnahmen, gaben an, mit dieser Regel vertraut zu sein. Zur Sicherheit erhielten aber alle Vorab noch ein Infoblatt mit den entsprechenden Angaben. Daraufhin gab die Mehrheit an, überzeugt zu sein, dass sie die Anforderungen an moderates Training problemlos erfüllen würden.
Die Forscher stellten danach die maximale Herzfrequenz für jeden einzelnen individuell fest. Und baten dann die Sportler auf einem Laufband die Geschwindigkeit zu laufen, die sie für sich als geeignet und ausreichend belastend hielten. Anschließend sollten sie auch noch die ihrer Meinung nach geringste Geschwindigkeit laufen, die gerade noch einen positiven Effekt auf ihre Gesundheit habe.
Zur Überraschung aller waren die Versuchspersonen recht ahnungslos, wie schwach sie sich in Wahrheit belasteten. Nur wenige erreichten überhaupt die 65 Prozent ihrer maximalen Herzfrequenz. Und kaum einer schaffte 75 Prozent.
Grundsätzlich, so notierten die Wissenschaftler, überschätzen sich fast alle Sportler, wenn sie ihre Leistung beurteilen sollten. Das ist besorgniserregend. Denn ohnehin sagen nur etwa 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung, dass sie ausreichend trainieren und so positive Effekte für ihre Gesundheit erzielen. Wenn nun die Mehrheit davon in Wahrheit viel zu wenig tut, ist es um den Fitness-Zustand der Bevölkerung wohl noch viel schlechter bestellt, als bisher angenommen. Dabei wäre die Lösung des Problems einfach: So ließe sich zum Beispiel mit Pulsuhren die Trainingsintensität leicht kontrollieren. Und wer es noch einfacher haben will, kann den Puls jederzeit mit den Fingern am Hals messen. Die Zeit der Ausreden sollte vorbei sein.