Jedes Mal wenn sich unser Herzmuskel zusammenzieht und dabei Blut durch die Arterien des Körpers pumpt, erzeugt er eine spür- und fühlbare Druckwelle, die sich durch den gesamten Blutkreislauf bis in die Kapillargefäße fortsetzt. Das ist der Puls. Der arterielle Puls lässt sich an verschiedenen Stellen im Körper gut ertasten. Am besten dort, wo eine große Schlagader – möglichst dicht unter der Haut – verläuft. Regelmäßig und richtig gemessen – und von einem Mediziner interpretiert, ist er ein verlässlicher Parameter für unsere physische Verfassung. Wichtig: Puls messen muss keine Wissenschaft sein.
Lesen Sie hier, wie Sie ihren Puls zuverlässig selbst bestimmen können und was die Werte bedeuten. Einen aktuellen Pulsuhr Test lesen Sie hier.
Manuelles Puls messen – wo klappt es am besten?
Wie bereits erwähnt, eignen sich verschiedene Körperstellen, um den Puls ohne technische Hilfsmittel wie Pulsuhren oder EKG zu ermitteln. "In der Regel misst man den Puls an der Arteria radialis (Anm. d. Red.: an der Innenseite des Handgelenks unterhalb des Daumens)", rät Professor Dr. Martin Scherer, Direktor Institut für Allgemeinmedizin am Uni-Klinikum Hamburg-Eppendorf. Weitere Punkte, an denen der arterielle Puls gut gefühlt werden kann, sind:
- Halsschlagader (Arteria carotis)
- Achselhöhle (Arteria axillaris)
- Leiste (Arteria femoralis)
- Kniekehle (Arteria poplitea)
- hinter dem Innenknöchel des Fußes (Arteria tibialis posterior)
- am mittleren Fußrücken (Arteria dorsalis pedis)
Puls messen am Handgelenk – genau so geht das
Um den Puls am Handgelenk zu messen, benötigen Sie Ihre Finger und wahlweise eine Uhr mit Sekundenanzeige oder ein Smartphone. Tasten Sie zunächst mit den Fingerkuppen von zwei oder drei Fingern – ideal: Zeige- und Mittelfinger ggf. zusätzlich Ringfinger – bis Sie die pumpende Ader gut fühlen können. Je nach Veranlagung kann das mehr oder weniger Druck erfordern. Spielen Sie ein wenig herum, um herauszufinden, bei welchem Druckpunkt Sie die Druckwelle am deutlichsten spüren. Wichtig: Ein zu fester Griff kann die Ader abdrücken, sodass Sie den Puls gar nicht mehr spüren.
Auch der Daumen bringt Sie beim Messen des arteriellen Pulses nicht weiter. Der hat selbst einen kräftigen Puls, der den am Handgelenk überlagert und kein belastbares Ergebnis zulässt. Gleiches gilt für das Puls messen an der Halsschlagader. Auch hier spürt man die Blutdruckwelle am besten und zuverlässigsten mittels Zeige- und Mittelfinger. Wer den Puls über einen längeren Zeitraum dokumentieren möchten, sollte immer an der gleichen Arterie messen.
Wie lange Puls messen?
Im Idealfall starten Sie die Stoppuhr und zählen eine Minute lang jeden Impuls. Wem das zu anstrengend ist, der verkürzt das Ganze auf 30 Sekunden und verdoppelt den ermittelten Wert. Etwas ungenauer wird es, wenn Sie die Messzeit weiter verkürzen. Bei einem Zehn-Sekunden-Intervall kann ein gefühlter und gezählter Impuls mehr oder weniger im Ergebnis sechs Schläge ausmachen. Wer es ganz genau wissen will, sollte die Messung drei Mal wiederholen und aus den Ergebnissen den Mittelwert bilden.

Wann Puls messen?
Um vergleichbare Werte zu erhalten, sollten Sie Ihren Puls , wenn möglich, immer etwa zur gleichen Tageszeit messen. Empfohlen wird die Zeit am Morgen – unmittelbar nach dem Aufwachen, aber vor dem Aufstehen bzw. Frühstück – und am besten in liegender Position. Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und atmen Sie ein paar Mal tief durch. Der Wert, den Sie morgens im Bett ermitteln, wird in der Medizin auch als Ruhepuls oder auch Ruhe-Herzfrequenz bezeichnet. Er hängt von verschiedenen biometrischen und physiologischen Faktoren ab.
Als durchschnittliche Werte gelten für:
- Leistungssportler: ca. 40 Schläge/Minute
- Freizeitsportler: 60-70 Schläge/Minute
- Teenager: ca. 80 Schläge/Minute
- Untrainierte Erwachsene: ca. 80 Schläge/Minute
- Grundschüler: ca. 85 Schläge/Minute
- Kinder (4-5 Jahre): ca. 100 Schläge/Minute
- Säugling: ca. 130 Schläge/Minute.
Welcher Puls ist normal?
Zunächst sollte man wissen, dass selbst ein gesundes Herz nicht konstant wie ein Uhrwerk schlägt. Für eine "normale" Pulsfrequenz geben Mediziner einen Korridor von 60 bis 90 Schlägen pro Minute an. Auf das bereits erwähnte Zehn-Sekunden-Intervall herunter gebrochen, entspricht das zwischen zehn und 15 Schlägen pro zehn Sekunden. Diese Werte entsprechen dem Puls im Ruhezustand – landläufig – wie bereits beschrieben – auch als Ruhepuls bekannt. Dieser Wert hängt von verschiedenen Faktoren ab – unter anderem von Lebensalter, Geschlecht, Körpergröße, Gewicht und dem Trainingszustand. So haben beispielsweise Menschen, die regelmäßig Sport (bevorzugt Ausdauersport) betreiben, in der Regel einen messbar niedrigeren Ruhepuls als die sogenannten Couch-Potatoes. Der Grund ist simpel. Ein trainierter Herzmuskel ist deutlich leistungsfähiger, was sich insbesondere in der besseren Sauerstoffaufnahme bemerkbar macht. Das Herz pumpt also mit weniger Kontraktionen die gleiche Menge Blut durch den Körper.

Manuelles Puls messen: Warum eigentlich?
Vorhofflimmern ist auch in Deutschland eine der häufigsten Herzrhythmusstörungen. Manche Betroffene merken allerdings lange gar nicht, dass ihr Herz unregelmäßig schlägt. Das ist gefährlich, denn Vorhofflimmern ist eine häufige Ursache für Schlaganfälle. Und genau hier liegt die Chance, des manuellen Pulsmessens. "Für Patienten mit unentdecktem Vorhofflimmern [...] kann dies eine Methode sein, den unregelmäßigen Herzschlag zu entdecken und eine Behandlung zu beginnen", sagt Professor Dr. Scherer. Auch bei sich anbahnenden Infekten kann das Überprüfen der Herzfrequenz hilfreich sein. Als Faustregel für Erwachsene formuliert der Mediziner: "In Ruhe sollte die Herzfrequenz nicht über 100 Schlägen pro Minute betragen", sagt Scherer. Zudem sei es ein gutes Werkzeug, um den allgemeinen Gesundheitszustand einschätzen zu können.
Herzinfarkt: Hoher Puls in Ruhe, höheres Risiko
Dass der (Ruhe)-Puls bei Menschen mittleren Alters (und ohne bekannte Herz-Kreislauf-Krankheit) einen unabhängigen Risikomarker für Herzinfarkte und die Gesamtsterblichkeit darstellt, legte bereits 2015 eine Studie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) nahe. Demnach lag das Risiko eines Herzinfarkts bei Probanden mit einem Ruhepuls von mehr als 70 Schlägen pro Minuten um fast 90 Prozent höher als bei Probanden, deren Herz in Ruhe weniger als 70 Mal pro Minute schlug. Es kann also durchaus sinnvoll sein, den eigenen Puls regelmäßig zu überprüfen und sich im Zweifel bei seinem Hausarzt vorzustellen.
Quellen:"Stiftung Gesundheitswissen"; "ndr.de"; "Deutsche Gesellschaft für Kardiologie"; "visomat.de"
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