Manche sitzen nur auf der Bettkante und reden wirr, andere plündern den Kühlschrank oder fangen an zu kochen: Schlafwandler sind immer für eine Überraschung gut. Dabei schlafen die Betroffenen so fest, dass sie zuweilen sogar Verpackungen mitessen, etwa das Schokoladenpapier oder die Orangenschale.
Der Spaziergang in der Nacht findet in einer Tiefschlafphase statt, meist im ersten Schlafdrittel. Das nächtliche Treiben kann eine Minute dauern oder auch eine halbe Stunde. Dabei ist der Blick des Schlafwandelnden leer und das Gesicht ohne Ausdruck. Am nächsten Tag oder auch kurz nach der Episode wissen die Betroffenen nichts mehr von ihrem Streifzug.
Meist sind es Kinder, die in der Nacht umherwandern: Fachleute schätzen, dass jedes sechste im Alter zwischen fünf und zwölf Jahren schon einmal im Tiefschlaf herumgelaufen ist. Nach der Pubertät sinkt der Anteil drastisch: Etwa nur noch jeder fünfzigste Erwachsene schlafwandelt. Gehen Sie nachts auf Wanderschaft? Dann schlafen Sie jedenfalls regelmäßig und lange genug. Bekämen Sie zu wenig Schlaf, würde Ihr Körper den Mangel wahrscheinlich durch häufigere Tiefschlafphasen ausgleichen.
Wecken Sie den unbeholfenen Spaziergänger nicht!
Schlafwandeln ist keine Krankheit. Und es gibt keine Therapie dagegen. Sie können aber ein paar Sicherheitsvorkehrungen treffen, damit Sie nachts nicht aus dem Tritt geraten: zum Beispiel ein Gitter vor der Kellertreppe anbringen oder Decken über Möbelkanten legen. Und am besten schließen Sie nachts die Fenster.
Haben Sie einen Nachtwanderer in der Familie, wecken Sie ihn nicht, wenn er gerade unterwegs ist. Er erschrickt sonst - was auf dem Balkon oder an der Treppe gefährlich werden kann. Schicken oder führen Sie ihn sanft in Richtung Bett: Meist tut er, was man ihm sagt. Kaum in den Federn, schläft er meist ruhig weiter.
Des Nachtwandlers Trieb: Alkohol und Stress
Es ist bislang noch nicht ausreichend erforscht, warum manche Menschen nachts schlafwandeln. Vermutlich vererbt sich der Impuls. Verstärkt wird der Drang nach der Tour durch Alkohol, Stress, Schlafmangel, Fieber oder Medikamente. Forscher vermuten, dass bei Kindern hingegen das Steuerungszentrum im Gehirn noch nicht ganz ausgereift ist. Deshalb verschwindet das Schlafwandeln meist, wenn die Kinder in die Pubertät kommen.
Normalerweise stecken hinter dem Nachtwandeln keine körperlichen Probleme. Nur wenn Erwachsene ganz plötzlich damit anfangen, könnte eine Störung der Nerven verantwortlich sein - zum Beispiel Epilepsie. Diesen Fall klären Sie dann am besten mit einem Facharzt.
Mechthild Klein