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Schlaf-Apnoe Atemstillstand - mitten in der Nacht

Menschen, die im Schlaf Atemaussetzer haben, merken davon nichts
Menschen, die im Schlaf Atemaussetzer haben, merken davon nichts
© Colourbox
Auf einmal stockt nachts der Atem - zehn Sekunden, dreißig Sekunden, eine Minute - und kommt dann mit einigen hektischen Luftschnappern wieder in Gang. Doch Schlaf-Apnoe kann krank machen.

Angst und bange kann einem werden, wenn der Partner neben uns im Bett plötzlich aufhört zu atmen. Aufgeweckt werden die meisten vom ausbleibenden Schnarch-Geräusch. Doch die Stille wird schnell unheimlich. Der Schläfer, der eben noch gleichmäßig vor sich hin geschnauft hat, holt keine Luft mehr: zehn Sekunden, dreißig Sekunden, eine Minute, drei Minuten. Wie lange kommt ein Gehirn ohne Sauerstoff aus? Einige Minuten, heißt es in der Fachliteratur. Dann, endlich, mit zwei, drei Schnappbewegungen zieht der Schläfer schnell neue Luft ein, um dann rhythmisch weiter zu schnarchen.

Menschen, die im Schlaf Atemaussetzer haben, merken davon nichts, schließlich schlummern sie tief und fest. Die Partnerinnen sind oft die einzigen, die das Drama in der Nacht mitbekommen. Die Betroffenen selbst fühlen sich am Tage nur sehr unausgeschlafen und zermürbt, sie verspüren eine bleierne Müdigkeit.

Schlaffe Fleischteile rutschen zu tief in den Rachen hinein

Schuld an dem Problem sind die Weichteile des Gaumens - das Zäpfchen und das Gaumensegel - oder die Zunge. Alle Teile können den Weg der Luft behindern. Denn beim Schlafen werden die Gewebe schlaffer, zudem rutscht beim Liegen auf dem Rücken der hintere Teil der Zunge gen Rachen. Die Folge: Die Schläfer schnarchen lauthals. Denn die weichen Fleischteile flattern im Luftstrom wie eine Fahne im Wind.

Fällt das Gewebe des Gaumens oder der Zungenboden noch tiefer in den Rachen hinein, verstopfen sie den Luftweg. Unbewusst registriert das schlafende Gehirn diesen Stillstand, es lässt die Muskeln von Zunge und Gaumen straffer werden und den Schnarcher gegen den Widerstand anatmen. Mit einem lauten Röcheln sprengt er schließlich die Atemwege wieder frei.

Tagsüber kann der Betroffene problemlos und regelmäßig atmen. Häufig sind es die Partnerinnen, die die Schlafstörung bemerken. Drei, vier laute Schnarchgeräusche, dann eine halbe Minute Ruhe - so ein Rhythmus ist typisch für die Atemaussetzer. Auch gurgelnde oder röchelnde Geräusche nach der Atempause können ein Zeichen dafür sein.

Bei Übergewichtigen und Älteren ist der Rachen schnell zu

Wenn der Atem nachts stockt, sprechen Fachleute von Schlaf-Apnoe - gesprochen mit einem "ö". Diese Schlafstörung trifft vor allem Männer, die schnarchen als auch Menschen, die Übergewicht haben. Denn bei beiden können die Luftwege schnell blockiert werden: entweder, weil die Weichteile des Gaumens besonders schlaff sind oder weil sie dicker sind als üblich. Denn Fettgewebe bildet sich auch im Rachenraum. Außerdem können ungewöhnlich kleine Kiefer sowie krumm gewachsene Nasenscheidewände die Ursache sein.

Bei Kindern sind es meist vergrößerte Mandeln, die das Problem auslösen. Lassen Sie die Mandeln besser entfernen - auch dann, wenn die Kinder selbst meinen, sie schliefen gut. Ganz selten kommt es vor, dass nicht die Atemwege versperrt sind, die Luftzufuhr in der Nacht aber trotzdem stoppt. Bei dieser so genannten zentralen Schlaf-Apnoe arbeitet das Atemzentrum des Gehirns nicht regelmäßig: Der Bereich im Hirnstamm sendet während des Schlafs keine regelmäßigen Befehle zum Luftholen - der Atem stockt, ohne dass der Schläfer schnarcht.

Im Durchschnitt sind ungefähr vier Prozent der Männer und zwei Prozent der Frauen von der klassischen Schlaf-Apnoe betroffen. Wenn Frauen des Nachts der Atem stockt, dann meist erst nach den Wechseljahren. Zudem spielt das Alter eine Rolle: je älter, je wahrscheinlicher die Schlafstörung. Denn im Alter wird das Gewebe grundsätzlich immer schlaffer.

Luftschnappen ist für den Körper gefährlicher Dauerstress

Wer in der Nacht ständig nach Luft schnappen muss, steht unter Dauerstress. Ein erholsamer Schlaf ist so nicht möglich. Denn der Körper registriert den Mangel an Sauerstoff und wird vom Gehirn in Alarmbereitschaft versetzt. Prompt schüttet die Nebennierenrinde daraufhin das Stresshormon Cortisol aus: Der Schlummer wird leichter, irgendwann durchlebt der Schläfer kaum noch Phasen des Tiefschlafs. Am nächsten Morgen fühlt sich der Mensch entsprechend gerädert.

Fachleute vermuten, dass die Schlaf-Apnoe schuld sein könnte an vielen Verkehrsunfällen. Schließlich konzentrieren sich unausgeschlafene Fahrer nicht richtig und können, ohne dass sie es merken, für einige Sekunden am Steuer einnicken. Ob die Schlafstörung gefährliche Krankheiten nach sich zieht wie zum Beispiel Bluthochdruck, Herzinfarkt oder Schlaganfall, ist noch nicht hinreichend erforscht. Manche Studien zeigen einen möglichen Zusammenhang, andere nicht. Ebenso unklar ist, ob die Atemprobleme des Nachts das Gedächtnis beeinträchtigen können. Nahe läge es, denn Schlaf spielt eine wichtige Rolle beim Lernen und Erinnern.

Symptome

Schlaf-Apnoe lässt sich in den meisten Fällen am Schnarchen erkennen. Allerdings hat nicht jeder, der nachts sägt, gleich eine Schlaf-Apnoe. Aufmerksam werden sollten Sie, wenn das Schnarchen Ihres Partners unregelmäßig ist, also nach drei, vier regelmäßigen Schnarchern eine Pause folgt. Auch Röcheln oder Nach-Luft-Schnappen nach den Pausen sind typische Symptome. Ein weiteres Alarmzeichen ist, wenn Ihr Partner - oder Sie selbst - sich am Tag ständig müde fühlen, trotz ausreichenden Schlafs.

Folgen des wenig erholsamen Schlummers können Kopfschmerzen am Morgen sein, Gedächtnisprobleme oder Schwierigkeiten mit der Konzentration. Vielleicht sind Sie auch übel gelaunt oder niedergeschlagen. Möglicherweise haben Sie einen trockenen Hals beim Aufwachen. All diese Zeichen können auf eine Schlaf-Apnoe hindeuten.

Auch wenn Sie tagsüber in entspannten Situationen dauernd einnicken, sollten Sie das nicht einfach hinnehmen. Klären Sie all diese Phänomene zunächst mit einem Internisten, einer Hals-Nasen-Ohren-Ärztin oder einem Lungenfacharzt.

Diagnose

Bei Verdacht auf Schlaf-Apnoe gibt der Arzt Ihnen ein tragbares Messgerät mit nach Hause. Dieses zeichnet während der Nacht verschiedene Daten auf. Zum Beispiel misst es, wieviel Sauerstoff in Ihrem Blut zirkuliert. Anhand dieser gemessenen Werte kann ein erfahrener Arzt meist genau sagen, ob Sie unter der Schlafstörung leiden oder nicht. Ist er sich nicht sicher, kann der Arzt Sie an ein Zentrum für Schlafmedizin überweisen.

Solche Zentren betreiben ein Schlaflabor. Sie übernachten dort mindestens zwei Nächte - die erste Nacht ist zum Eingewöhnen. Während der zweiten Nacht werden nochmals verschiedene Körperfunktionen gemessen. Die Schlaf-Expertinnen wollen damit prüfen, ob und wie lange bei Ihnen der Atem aussetzt. Bei manchen Menschen zum Beispiel stockt die Luft nur dann, wenn sie auf dem Rücken liegen.

Therapie

Bei fast allen Schlafproblemen spielt auch der Lebensstil eine Rolle. Das ist beim Atemstillstand des Nachts nicht anders. So machen Wein, Bier und Nikotin die Sache schlimmer, möglicherweise verursachen Sie Ihre Atemnot sogar. Auch Schlaftabletten und Beruhigungsmittel können den Atem während des Schlafs stocken lassen. Sollten Sie Übergewicht haben, können Sie versuchen, abzunehmen.

Manchen Menschen steht der Atem während des Schlafs nur dann still, wenn sie auf dem Rücken liegen. Spezielle Westen und Rucksäcke können diese ungute Position verhindern: Sie werden nachts getragen oder umgeschnallt. Kaum drehen Sie sich auf den Rücken, wird es Ihnen unbequem, automatisch werden Sie sich wieder auf die Seite rollen - davon merken Sie während Ihres Schlummers aber nichts.

Biss-Schienen halten Fleisch und Knochen in Stellung

Bei leichter und mittelschwerer Schlaf-Apnoe können spezielle Biss-Schienen verhindern, dass der Unterkiefer nach hinten rutscht und schlaffes Gewebe den Rachen verstopft. Diese Schienen passt ein Zahnarzt genau an Ihren Mund und Ihre Zähne an. Ob eine solche Spange bei Ihnen funktioniert, können Sie mit einer provisorischen Schiene ausprobieren. Sie ist aus Kunststoff und passt sich genau an Ihre Zähne an, wenn Sie sie zuvor in warmes Wasser getaucht haben.

Bei schweren Fällen wirkt die Überdruck-Methode am besten, dafür brauchen Sie ein so genanntes CPAP-Gerät. Die Abkürzung steht für continuous positive airway-pressure - kontinuierlichen, positiven Atemweg-Druck. Das Gerät ist etwa so groß wie ein Schuhkarton und funktioniert umgekehrt wie ein Staubsauger. Sie stülpen eine Maske über Ihre Nase, in der Maske endet ein Schlauch. Er bläst kontinuierlich Raumluft in Ihren Rachen. Manche Menschen brauchen allerdings eine gewisse Zeit, bis sie ein Gerät finden, mit dem sie gut zurechtkommen und gut schlafen können.

Ein Arzt kann das störende Gewebe im Rachen auch entfernen - mit dem Laser oder mit einem Skalpell. Allerdings sind die Erfolge bisher nicht überzeugend. Aber in manchen Fällen kann eine solche Operation die Atemwege so frei machen, dass ein Überdruckgerät funktioniert.

Bei zentraler Schlaf-Apnoe, also Atemstillständen, die vom Stammhirn ausgehen, hilft ein spezielles Beatmungsgerät. Es pustet nicht nur die Atemwege auf, sondern beatmet ähnlich wie ein OP-Gerät.

Eva-Maria Schnurr

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