Stiftung Warentest Potenzprobleme? Was Betroffenen helfen kann – und welche Mittel nicht sinnvoll sind

Potenzmittel im Test bei Stiftung Warentest
Bei Potenzproblemen können psychische wie auch körperliche Auslöser eine Rolle spielen
© proud_natalia / Getty Images
Fast jeder kennt sie, kaum jemand spricht darüber: Potenzprobleme. Stiftung Warentest gibt Ratschläge, welche Medikamente helfen können - und wovon Betroffene besser die Finger lassen sollten. 

Impotenz ist ein Tabuthema, dabei hat sie fast schon jeder Mann einmal erlebt. Auslöser gibt es viele: Stress auf der Arbeit, Alkohol, Nervosität oder Konflikte in der Partnerschaft. Kommt es vereinzelt oder gelegentlich zu Potenzproblemen, ist das noch lange kein Grund zur Sorge. Bei jüngeren Menschen ist oft die Psyche beteiligt. Schnell entsteht ein Teufelskreis aus der Angst vor dem Versagen, die wiederum zu erneuten Potenzproblemen führt. Das Verständnis von Partnerin oder Partner ist in einer solchen Situation oft schon hilfreich.

Treten Potenzprobleme immer wieder über einen längeren Zeitraum auf oder führen sie zu einem enormen psychischen Leidensdruck, sollten Betroffene mit ihrem Arzt sprechen. Ein Urologe kann dabei helfen, körperliche Ursachen abzuklären und wird gegebenenfalls Medikamente verordnen. Auch eine Paar- oder Einzeltherapie beim Psychotherapeuten oder Psychologen kann dabei helfen, der Ursache für nicht-körperliche Potenzprobleme nachzuspüren.

Körperliche Ursachen für Impotenz sind vor allem bei älteren Männern anzutreffen: Durchblutungsstörungen und Gefäßschäden durch Diabetes sind mögliche Auslöser. Auch bestimmte Medikamente, darunter Antidepressiva, Blutdruck-Mittel (ACE-Hemmer, Betablocker), Lipidsenker und Finasterid, können Erektionsstörungen verursachen. In diesem Fall wird der Arzt zunächst prüfen, ob andere Medikamente in Frage kommen. 

Medikamente bei Erektionsstörungen

Sind die Potenzprobleme körperlich bedingt, kommen Medikamente zum Einsatz. Ärztlicher Rat ist in diesem Fall unerlässlich, da die Mittel verschreibungspflichtig sind und vor allem für herzkranke Menschen Risiken bergen.

Am bekanntesten sind die blauen Viagra-Pillen. Viagra und dessen Generika enthalten als Wirkstoff Sildenafil, einen Phosphodiesterase-Hemmer (PDE-Hemmer). Das Mittel dient dazu, die Blutzufuhr zu verbessern. In der Folge wird die Erektion verstärkt und verlängert. Neben Sildenafil gibt es weitere PDE-Hemmer, darunter Avanafil, Tadalafil und Vardenafil. Sie wirken laut Warentest ähnlich wie Sildenafil. Doch wie empfehlenswert sind die Mittel?

"Die Wirksamkeit von Phosphodiesterase-Hemmern (PDE-Hemmer) setzt voraus, dass der Mann sexuell erregt ist oder erregt wird und die Nervenbahnen intakt sind", schreibt Warentest. Aufgrund möglicher Nebenwirkungen werden die Mittel von den Warentest-Experten als "mit Einschränkung geeignet" bewertet. Vor allem für Männern mit schweren Herzerkrankungen sind die Medikamente nicht geeignet - zu groß ist beispielsweise die Gefahr für einen Herzinfarkt. Wer Medikamente gegen Herzleiden wie Angina Pectoris schluckt, für den kommen die PDE-Hemmer auch nicht infrage.

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Bei querschnittsgelähmten Menschen oder Nervenschäden kann der PDE-Hemmer Alprostadil zum Einsatz kommen. Er wird injiziert oder in die Harnröhre eingeführt. Das Mittel bewertet Warentest ebenfalls als "mit Einschränkung geeignet". Auch hier gilt: Männer mit schweren Herzerkrankungen dürfen es nicht nehmen.

Männer, die PDE-Hemmer nicht einnehmen möchten, können als Alternative eine Substanz aus der Yohimbe-Baumrinde versuchen, schreibt Warentest. Allzu große Hoffnungen auf eine Besserung der Beschwerden machen die Prüfer aber nicht. "Der Arzneistoff Yohimbin wirkt auf das zentrale Nervensystem, lässt das Herz schneller schlagen und erhöht den Blutdruck", so die Tester. "Vermutet wird zudem, dass der Stoff die Blutzufuhr zum Penis verbessert und auf die Schwellkörper wirkt." Vollends geklärt sei die Wirkung jedoch nicht. Auch die therapeutische Wirksamkeit sei "insgesamt nicht ausreichend nachgewiesen". Das Fazit der Prüfer? "Wenig geeignet." Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollten das Mittel nicht einnehmen. 

Finger weg von unseriösen Mitteln aus dem Internet

Potenzmittel sollten grundsätzlich nur in Apotheken oder zugelassenen Versandapotheken gekauft werden – letzteres geht im Internet. Ein Siegel mit einem weißen Kreuz auf grünem Grund kennzeichnet seriöse Online-Apotheken. Wer das Siegel anklickt, landet auf einer Seite mit dem Versandhandelsregister des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM).  Dieser Schritt sollte vor dem Bestellen unbedingt geprüft werden.

Bei allen anderen unseriösen Anbietern gilt: besser nicht bestellen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei den rezeptpflichtigen Präparaten um Fälschungen handelt, ist groß. Gepanschte Imitate enthalten unter Umständen keinen Wirkstoff, nicht die angegebene Menge oder einen völlig anderen Wirkstoff, der zu "nicht kalkulierbaren Nebenwirkungen" führen kann, warnt Warentest.

Vorsicht auch bei sogenannten Nahrungsergänzungsmitteln: Ihre Wirksamkeit ist laut Warentest wissenschaftlich nicht belegt. Sie können zudem nicht deklarierte Inhaltsstoffe enthalten – eine Gefahr für Menschen mit Vorerkrankungen wie Herzleiden. 

Den vollständigen Test können Sie gegen Gebühr hier herunterladen.

ikr

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