Wer es allein nicht schafft, soll sich demnächst mit einer Pille von überflüssigen Pfunden und dem Rauchen befreien können. Das Mittel mit dem Wirkstoff Rimonabant unterdrückt das Verlangen auf Leckerbissen und Zigaretten. Es war aus Studien über die Wirkung von Marihuana im Hirn hervorgegangen. US-Medienberichten vom Mittwochabend zufolge will der französische Pharmaunternehmer Sanofi-Synthelabo die Pille bereits 2006 auf den Markt bringen.
Positive Studienergebnisse
Forscher stellten zwei große Studien mit Rimonabant bei der Jahrestagung des American College of Cardiology in New Orleans vor. Die Teilnehmer der Studien verloren bei einjähriger Rimonabant- Einnahme im Durchschnitt neun Kilogramm. Dabei verschwanden gezielt ihre Fettpölsterchen in der Taille, die nach Erkenntnis vorheriger Studien weitaus häufiger zu Herzproblemen und Diabetes führen als andere Körperrundungen. Das ist "wie Sport und Bewegung in Pillenformat", begeisterte sich ein Kardiologe in New Orleans.
Erfolg auch Nikotinentwöhnung
Gleichzeitig half Rimonabant Rauchern, sich von ihrer Nikotinsucht zu befreien. Mit der Pille hatten 36 Prozent der Teilnehmer Erfolg, mit eine wirkungslose Placebo-Tablette dagegen nur 21 Prozent. Durch ihren Doppeleffekt blieben auch die Raucher bei der Stange, die wegen der Gewichtszunahme nach Zigarettenentzug sonst wieder rückfällig geworden wären.
Forscher sind verblüfft
Rimonabant blockiert jene Endocannabinoid-Rezeptoren in Hirn und Fettzellen, die durch Cannabis, den aktiven Wirkstoff von Marihuana, stimuliert werden, erläuterte das "Wall Street Journal" vom Mittwoch. "Es ist unglaublich, dass dieser eine Rezeptor ganz offensichtlich alle Risikofaktoren für Erkrankungen von Herz und Kreislauf kontrolliert", staunte Christopher Cannon von der Harvard Universität in Boston.
Keine "Lifestyle"-Pille
Sanofi selbst versicherte, dass Rimonabant keine "Lifestyle"-Pille sei. "Dieses Mittel braucht Zeit", sagte Douglas Greene. Die amerikanische Gesundheitsbehörde CDC hatte am Vortag berichtet, dass Fettleibigkeit in den USA schon fast genauso viele Opfer fordert wie Rauchen, die Todesursache Nummer 1. Nach der jüngsten CDC-Statistik gingen 18,1 Prozent aller Todesfälle von 2000 auf das Konto von Tabakkonsum. Ungesunde Ernährung und Mangel an Bewegung, die äußerlich an Übergewicht zu erkennen waren, folgten unmittelbar danach mit 16,6 Prozent auf Platz zwei der Killer-Liste.