Leif Erik Sander

Am 27. Januar 2020 wurde in Deutschland der erste Fall des Coronavirus nachgewiesen. Wo steht das Land nach drei Jahren? Für wen ist eine Impfung heute noch sinnvoll? Ein Überblick.

Deutschland befindet sich mitten in der vierten Corona-Welle. Noch-Gesundheitsminister Jens Spahn und RKI-Chef Lothar Wieler fordern daher mit Nachdruck, sich an die Corona-Regeln zu halten und das Tempo bei den Booster-Impfungen zu erhöhen. 

HINWEIS: Dieser Beitrag wird ohne Sprechertext gesendet. O-Ton Leif Erik Sander, Impf-Experte: "Zwar können auch geimpfte Personen sich anstecken. Und sie können auch das Virus weitergeben. Das ist mittlerweile auch gut bekannt. Dazu gibt es Studien und es wird ja auch medial immer wieder viel berichtet. Fakt ist jedoch, dass die Wahrscheinlichkeit sich anzustecken, wenn man geimpft ist, deutlich geringer ist, als wenn man ungeimpft ist. Und auch die Wahrscheinlichkeit einer Virusweitergabe, einer Transmission ist geringer. Wenn also nur Geimpfte oder Genesene zusammenkommen, ist einfach das Risiko der Verbreitung der Infektion geringer. Umso wichtiger ist es daher, dass Mitarbeitende im Gesundheits- und im Bildungswesen und den Gemeinschaftseinrichtungen sich impfen lassen und dadurch sich und andere schützen. Insbesondere bei den älteren Menschen, deren Immunsystem ohnehin schwächer auf Impfungen reagiert, das wissen wir von allen anderen Impfungen auch, nimmt aber dieser Impfschutz nach einigen Monaten noch deutlicher ab. In unseren eigenen Studien konnten wir zeigen, dass ungefähr 40 Prozent der Menschen über 70 Jahre, ungefähr sechs Monate nach ihrer Impfung, keine neutralisieren Antikörper gegen die Delta-Variante mehr haben. Das haben wir vor kurzem publiziert. Die mittlerweile ja auch schon viel erwähnten Daten aus Israel zeigen dementsprechend auch eine nachlassende Schutzwirkung. Und dass eben das Risiko von Durchbruch-Infektionen wieder leicht ansteigt und es in vereinzelten Fällen auch wieder zu schweren Infektionen oder sogar zu Todesfällen kommen kann. Diesem Phänomen, das wir gut kennen, kann man aber mit einer sogenannten Booster-Impfung sehr effektiv entgegenwirken. Große Studien aus Israel zeigen, dass eine dritte Impfung mit einem mRNA-Impfstoff ca. 6 Monate nach der Impfung einen noch einmal um ca. 20-fach verbesserten Impfschutz bieten. Verglichen mit der Zweifach-Impfung. Das ist wirklich eine enorme Verbesserung. Und auch wir haben in unseren eigenen Studien beobachtet, dass die Antikörper-Spiegel insbesondere bei älteren Menschen, die ja nach 6 Monaten sehr stark reduziert sind, sehr sehr stark wieder ansteigen."

Impfungen schützen vor Covid-19. Die Frage ist nur: Wie lange? Viele Faktoren spielen dabei eine Rolle.

Ältere und Gefährdete sollen durch eine dritte Corona-Impfung besser geschützt werden. Brauchen auch alle anderen den "Booster"? Wichtiger für das Infektionsgeschehen sei etwas anderes, betonen Experten.