
Saftiger Soul, ein bisschen Rock, ein Schuss Drama und eine Stimme, die in die Glieder fährt - und sie zum Tanzen kitzelt: Das ist Rhonda, eine Band aus fünf Musikern aus Hamburg und Bremen, die 2012 zusammengefunden hat. Ihr Debütalbum "Raw Love" wurde Ende Juli veröffentlicht und ist gleich bis auf Platz 61 der deutschen Charts geklettert. An einem sonnigen Berliner Morgen machen die Leadsängerin Milo Milone, 27, und Ben Schadow, 35, es sich auf der stern-Hollywoodschaukel bequem.
Milo und Ben, wie würden Sie Ihre Musik beschreiben?
Ben: Ungestüm, lieb, wild, emotional und schön.
Milo: Wir sind keine reine Soulband, wir spielen nicht diesen ganz glatten Soul. Da ist noch ein bisschen Dreck drin. Und ein paar Western-artige Sachen. Wir mögen Film-Musik, vor allem Ennio Morricone.
Wie entstehen Ihre Songs?
Milo: Ich schreibe einen Großteil der Texte. Oft bin ich irgendwo, und es überkommt mich einfach, ich habe eine Idee! Dann setze ich mich mit der Band zusammen. Man braucht nur eine Vision, dann geht es ganz schnell, daraus ein Lied zu machen.
Sie verarbeiten also eigene Erlebnisse in Ihren Songs?
Milo: Ich glaube, man muss nie hundertprozentig in den Songs stecken und alles erlebt haben. Ich liebe es, Leute zu beobachten, daraus ziehe ich ganz viel Inspiration. Wichtig ist am Ende, dass man das, was man singt, auch fühlen kann.
Ben: Und Milo - ich weiß, du magst das nicht, aber das muss man trotzdem mal sagen - Milo ist eine absolute Ausnahme-Sängerin, die singt direkt aus dem Herzen in die Leute rein.
Milo: Ooooh! Das ist der Sommer meines Lebens!
Gibt es auf Ihrem ersten Album einen Song mit einer besonderen Geschichte?
Milo: Ja, "Bruno". Einmal war ich im Studio mit Flo Mega verabredet und sollte dem kleinen Cousin einer Freundin ein Autogramm mitbringen. Deshalb hatte ich mir zur Erinnerung seinen Namen auf die Hand geschrieben: "Bruno". Am nächsten Tag sitze ich mit der Band zusammen, schaue auf meine Hand und denke: "Der Name ist so geil, ich mach jetzt einen Song, der so heißt!" Der echte Bruno hat den Song am Anfang gehasst, weil ihm das peinlich war. Aber jetzt findet er ihn cool.

Im September gehen Sie wieder auf Tour. Milo, was ist das Schwierigste daran, als einzige Frau mit vier Männern unterwegs zu sein?
Milo: Gar nichts, das ist richtig schön! Ich habe als Kind schon viele Jungs-Sachen gemacht, bin Skateboard gefahren und war mit 14 schon ständig im Proberaum. Mädchen tragen Streit monatelang mit sich herum, Jungs hauen sich einmal auf den Kopf, und die Sache ist geklärt. Nicht dass ich mich prügeln würde - ich hasse Gewalt! Aber es ist manchmal einfach leichter mit Jungs.
Ben: Ich finde, verhaltenstechnisch sind wir eine ziemlich geschlechtslose Band. Manchmal ist Milo mehr Mann als alle anderen.
Zum Schluss drei Fragen zum Sommer: Was ist Ihre liebste Sommerbeschäftigung?
Ben: Tiere beobachten. Gerade eben flog hier eine Krähe vorbei, die einen Turmfalken gejagt hat, im Sturzflug. Sowas macht mir großen Spaß.
Milo: Ich mag abends mit offenem Fenster zu Hause abhängen, lesen und Musik hören. Halb drinnen, halb draußen.
Hatten Sie ein Lieblingseis als Kind?
Milo: Zitrone.
Ben: Zitrone.
Milo: Megaklar! Ich esse immer noch selten eine andere Sorte.
Ben: Ich bin mittlerweile bei Pistazie angekommen.
Milo: Iiiih, nein!
Wie sehen für Sie die perfekten Ferien aus?
Ben: Mit dem Rucksack durch den Regenwald ziehen, zusammen mit jemandem, den man gern hat, und Tiere beobachten.
Milo: Eine Reise ohne Plan. Es hupt, ich gehe aus meiner Wohnung, und da sitzt jemand im Auto und sagt: "Steigt ein!". Dann geht's los - ohne zu wissen wohin.
Das Gespräch führte Mareike Enghusen