Kein Ermittler ohne Hang zur Flasche. So lautet ein ungeschriebenes Gesetz in der Krimibranche. Spätestens nach Überführung des Täters wird gerne mal einer gepichelt - nicht selten auch davor. Das gilt auch für Keye Street, Profilerin vom FBI. Nachdem sie das irgendwann den Job kostet, arbeitet sie fortan als freischaffende Detektivin, die wegen ihrer Fähigkeiten ab und zu auch mal von der Polizei konsultiert wird.
"Cut"
Von Amanda Kyle Williams
Rowohlt
Preis: 19,95 Euro
Der Buchtitel "Cut" ist nicht auf sie bezogen, obwohl es durchaus Ansatzpunkte für Schnitte in Streets Leben gibt. Das Alkoholproblem ist nämlich nicht das einzig Merkwürdige an ihr. Sie hat chinesische Gene und drogenabhängige Eltern und wurde von einem Paar aus dem Südosten der USA adoptiert. Sie hat einen Hang zu teuren Schuhen, zu den falschen Männern und nach Meinung einiger ihrer Freunde durchaus bisexuelle Neigungen.
Potential für weitere Bände
Damit hat die US-amerikanische Schriftstellerin Amanda Kyle Williams ihre Heldin mit einem ganzen Strauß an Eigenheiten ausgestattet. Darauf kann sie bei kommenden Folgen zurückgreifen: Zwei weitere Street-Bände sind laut Homepage der Autorin bereits in Planung.
Dabei trägt sie in "Cut" stellenweise etwas dick auf. Ein einfacher Mord tut es heute offenbar nicht mehr. Es muss schon etwas Sadismus, Quälerei und Krankhaftes dazukommen, gefesselte und zerschnittene Frauen sind das mindeste.
Der Plot ist durchaus gelungen, die Figuren leider etwas sehr nah am Klischee. So darf in der Detektei von Street natürlich auch der Computerfreak nicht fehlen, der sozial schwierig ist und selbstredend schon mal die CIA-Seite gehackt hat.
Dennoch ist "Cut" lesenswert, zeigt es doch auch, wie schwer es für einen Alkoholiker ist, trocken zu bleiben. Das gilt besonders für die Welt der Ermittler, wo ein Drink eigentlich immer dazugehört.