Alle machen es. Die Bayern, die Hessen, die Sachsen und auch die Ostfriesen: Sie versammeln sich zum Kaffeeklatsch. Zwar kaffeeklatscht jeder in einem anderen Sound, doch alle verbindet der ungefilterte Redefluss, der mal schnatterhaft, dann wieder in gleichförmigen Erregungswellen dahinfließt. Schon die Brüder Grimm notierten den vom Klappern der Kuchengabeln und dem Kichern älterer Damen begleiteten Ausdruck in ihren Zettelkästen. Von Wilhelm Busch wiederum stammt der Kaffeeklatsch-Grundsatz: "Gute Unterhaltung besteht nicht darin, dass man etwas Gescheites sagt, sondern dass man etwas Dummes anhören kann."
Zur Person
Sven Siedenberg lebt und arbeitet als Journalist und Autor in München. Seine Glossen, Kritiken, Reportagen, Porträts und Essays sind unter anderem im Spiegel, stern, Focus sowie in der Zeit, Süddeutschen Zeitung, Frankfurter Rundschau und Berliner Zeitung erschienen. Er hat an zahlreichen Anthologien mitgewirkt und bereits einige Bücher geschrieben, sein neuestes "Besservisser beim Kaffeeklatsching" ist im Heyne Verlag erschienen.
Aufgekommen ist das Wort zu Beginn des 20. Jahrhunderts im amerikanischen Englisch, in Konkurrenz zur Cocktailparty, als Bezeichnung für: Zwei tuscheln über einen Dritten. Oder auch: Vier lästern über einen Fünften. Bachs Kaffeekantate ("Ei! wie schmeckt der Coffee süße") hat den Kaffeeklatsch auch musikalisch in alle Welt exportiert. Der amerikanische Schriftsteller Mark Twain sprach von "smoking-klatsch".
Briten klatschen nicht beim Kaffee
In jüngerer Zeit ist der Begriff auch in den Verbindungen "coffee klatsch" und "coffee party" anzutreffen. Er bedeutet weiterhin "gemütliche Zusammenkunft", "nettes Geplauder", "brodelnde Gerüchteküche". Nur der Beigeschmack von Damenkränzchen und Seniorenrunde, der dem Kaffeeklatsch hierzulande noch immer anhaftet, hat sich im small talkenden Nordamerika verflüchtigt. Dort, wo sie den "coffee to go" erfunden haben - manche sprechen von "Verschnabeltassung" -, ignoriert man geflissentlich auch das altmodische Stövchen, ohne dessen Puppenstubenherdfeuerchen keine deutsche Klatsch- und Tratschrunde auskommt.
Briten, leidenschaftliche Five o'clock-Teetrinker, lehnen "kaffeeklatsching" schon aus Gründen der Tradition ab; dennoch ist das Wort im "Oxford English Dictionary" verzeichnet, mit den Ableitungen "klatsch", "kaffeklatscher" und "kaffeeklatsching". Schweden machen eine "Kaffepausi", Finnen eine "Kahvipaussi".
"Kaffeeklatsch" kennt man im Englischen