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Legendäres Comic-Magazin Kult-Comic "Zack" wird 50 – eine Liebeserklärung mit einem Schuss Wehmut

"Zack"-Comics
In den 70er-Jahren waren die "Zack"-Comics für viele Jungen (und nur wenige Mädchen) so etwas wie ein wöchentliches Lebenselixier. Vor 50 Jahren erschien die Zeitschrift zum ersten Mal
© Christof Bock / DPA
"Zack" – der Name reicht aus, um bei männlichen Babyboomern das Kopfkino anzuwerfen. Heute vor 50 Jahren erschien das legendäre Comic-Magazin zum ersten Mal. Eine Liebeserklärung mit einem Schuss Wehmut.

Es gibt auch heute, trotz Corona und Ukraine-Krieg, Augenblicke, da wird einem Babyboomer nostalgisch warm ums Herz. "Ein Männermagazin für Kinder: Der Kult-Comic 'Zack' wird 50", überschreibt die Nachrichtenagentur DPA einen Korrespondentenbericht. Und jede Wette: In jeder Redaktion, die diese Nachricht erreicht hat, gibt es ein paar Medienmenschen, Geburtsdatum meist so 1964/65, denen in diesem Moment ein leiser Seufzer entweicht: "Ach Mensch! Ja! 'Zack'!"

Heutzutage, mit Internet, Instagram und Netflix, ist das nicht zu verstehen. Aber damals, vor 50 Jahren, war das Comic-Magazin "Zack", das am 13. April 1972 das Licht der Welt erblickte, für ganz viele Jungs (und es waren wirklich meist nur Jungs!) so etwas wie das Lebenselixier in einer ziemlich trostlosen westdeutschen 70er-Jahre Wirklichkeit. Miniröcke, Haschkekse und Freie Liebe mögen vielleicht in Hamburg oder München das Jahrzehnt geprägt haben. In Gütersloh, Süderbrarup oder Wermelskirchen waren die Jahre für Heranwachsende in Wahrheit ziemlich öde.

Nur drei Fernsehprogramme. Das Telefon hatte eine Wählscheibe. Die Höhepunkte des Tages waren der Nachmittagskick auf dem Schulhof oder wenn im Freibad der Zehner geöffnet war. Doch dann kam der Donnerstag. Der Tag, an dem die neue "Zack"-Ausgabe am Kiosk lag. Mit dem unmittelbaren Heilsversprechen: "Jede Woche Spaß. Spannung. Abenteuer." Ein Heft im DIN-A4-Format, in dem Kerle durch die Zeit reisten, Kavallerie gegen wütende Sioux kämpfte und Jet-Piloten verhinderten, dass Atombomben in die Hände von Superschurken fielen.

"Zack" füllte die Lücke für alle die für "Fix und Foxi" zu alt und für "Bravo" zu jung waren

"Zack" war neu. "Zack" war anders. Vor allem füllte "Zack" eine Lücke für alle, die für "Micky Maus" und "Fix und Foxi" schon zu alt, aber für die "Bravo" noch nicht alt genug waren. Und es ist bestimmt kein Zufall, dass allen, die wir damals Jünger der ersten Stunde waren, die Namen der Helden noch so flüssig von den Lippen gehen: der Rennfahrer "Michel Vaillant", der US-Kavallerist "Lieutenant Blueberry", die Jet-Piloten "Mick Tangy" oder "Dan Cooper". Allesamt Helden, die in den Comic-affinen Nachbarländern Frankreich und Belgien längst Kultstatus genossen.

"Zack" bot herausragenden europäischen Comics die erste große Bühne – gezeichnet mit Bildern wie aus einem Spielfilm und meist mit fesselnder Dramaturgie. Viele dieser Serien würde man heute Graphic Novel nennen. Der Clou: Auf dem Höhepunkt wurde die Geschichte auf die Folgewoche vertagt. Fortsetzung folgt. So fanden gut ein halbes Dutzend Comicformate auf 50 Seiten Platz.

Das Geheimnis war die Mischung und der völlig unterschiedliche Zeichenstil. Unter die beinharten Heldengeschichten und düsteren Science-Fiction-Epen ("Valerian" etwa oder "Luc Orient") mischten sich auch leichtere, humorige Stoffe wie "Lucky Luke", "Umpah-Pah" oder "Cubitus". Hinzu kam noch so etwas wie ein bildungsbürgerlicher Anstrich. In der Mitte des Heftes gab es in der Rubrik "Zack 2000" vier Extra-Seiten, die sich mit Abenteuern in der Realität auseinandersetzen (Tauchen am Great-Barrier-Riff, Dragster-Rennen).

Geachtet wurde auch auf die Leser-Blatt-Bindung. Auf der letzten Seite wurden Leserbriefe beantwortet, die im weitesten Sinne mit Themen aus den Geschichten zu tun hatten ("Welcher Indianerstamm führte das Skalpieren ein? Wer war der Erfinder der Kanone?). In einer Leserhitparade konnte man über seine Lieblinge abstimmen und etwas gewinnen (eine Kleinbildkamera etwa, wie es dem Schreiber dieser Zeilen tatsächlich passiert ist).

450.000 "Zack"-Exemplare Woche für Woche

In der besten Zeit war "Zack" ein gewichtiger Player am Kiosk, um die 450.000 Hefte gingen Woche für Woche über den Tresen. Doch wie es so oft ist mit den Helden der Vergangenheit: Irgendwann werden sie müde. Im Falle von "Zack" war das Reservoir an guten Geschichten erschöpft. Das Konzept hatte sich überholt. 1980 stellte der Koralle Verlag das Magazin nach 291 Ausgaben ein (die 291 Ausgaben in acht Jahren erklären sich damit, dass die Erscheinungsweise immer wieder zwischen wöchentlich und 14-tägig umgestellt wurde).

Damit hätte die Geschichte eigentlich zu Ende sein können. Doch es zeigte sich, dass die Droge bei den damals angefixten Jungs immer noch ihre Wirkung zeigte. Auf Messen, bei Ebay, in Comic-Salons fanden sich immer noch ein paar Versprengte, um unverdrossen über die guten "Zack"-Jahre zu fachsimpeln. Einzelne Ausgaben brachten ihren Besitzern bei Auktionen oder auf Tauschbörsen stattliche Beträge ein. Und es gibt Enthusiasten, bei denen der Packen alter "Zack"-Hefte jeden Umzug überstanden hat, weil man es nicht übers Herz brachte, die Kleine-Jungs-Magie endgültig aus dem Leben zu verbannen.

Ein frisches Tattoo auf Haut zeigt tanzenden Clown

So kam es 1999 tatsächlich zur "Zack"-Auferstehung, als der Mosaik-Verlag in Berlin das Magazin wiederbelebte und es bis Herbst 2020 unverdrossen auf den Markt brachte. Inzwischen hat das Redaktionsbüro Blattgold in Bad Dürkheim das Heft übernommen, das jetzt das Jubiläum mit einer 100-seitigen Ausgabe und einer limitierten Box feiert. "Die Auflage liegt bei rund 8000 Exemplaren. "Gelesen wird es primär von den heute älteren Jungs, die schon zwischen 1972 und 1980 ihre Liebe zum Heft entdeckt hatten. Jüngere gibt es aber auch", sagt Herausgeber Georg F.W. Tempel.

Die erste "Zack"-Ausgabe hatte die Nummer 17

Tempel setzt auf die Mischung aus einer Prise Nostalgie in Form bekannter Comic-Serien und neuen Inhalten, die aber bestimmten optischen und inhaltlichen Regeln folgen müssten. Vermutlich könnte er auch einfach Woche für Woche die jeweiligen Originale von vor 50 Jahren abdrucken. Es würde bestimmt genug Fans geben, die gern noch einmal in die Vergangenheit abtauchen wollen. Angefangen hatte es damals übrigens nicht mit Heft 1, wie man erwarten könnte, sondern mit Heft 17. "Warum?", war dann auch die wohl am häufigsten gestellte Leserfrage. Antwort: Das erste (oder die erste) "Zack" – die Meinungen gehen da auseinander – erschien damals in der 17. Kalenderwoche.

Egal, mit welcher Nummerierung, Herausgeber Tempel glaubt an eine Zukunft von "Zack": "Ich bin guten Mutes, dass wir in zehn Jahren den nächsten runden Geburtstag feiern werden."

Danke fürs Erinnern an Christof Bock und Wolfgang Jung von der DPA

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