Fabian Hischmanns Debütroman Dieses Buch verdient keine Nominierung

Fabian Hischmann ist für seinen Erstling "Am Ende schmeißen wir mit Gold" für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. Doch damit tut sich die Jury keinen Gefallen - und dem Autor auch nicht.

Maximilian Flieger, 29 Jahre, Lehrer, hütet sein Elternhaus, im Schwarzwald während Vater und Mutter auf Kreta urlauben. Max trifft alte Freunde, sinniert über seine Jugend und Jugendsünden, als ihn plötzlich die Nachricht vom Tod seiner Eltern erreicht. Sie sind bei einer Gasexplosion im Ferienhaus ums Leben gekommen. Max fliegt nach Kreta, trauert, kommt allmählich wieder zu sich. Das Leben könnte nun weitergehen. Immerhin haben seine Eltern ihm eine halbe Million und ein Haus hinterlassen.

Das Buch:

Fabian Hischmann: "Am Ende schmeissen wir mit Gold" Berlin Verlag, 256 Seiten, 18,99 Euro

Doch dann stößt Max im Internet auf einen Artikel über Amber und Suzie - zwei Mädchen, die in New York den Drogentod gestorben sind. Mit dreizehn haben sie angefangen, Crack zu rauchen. Max war auch schon mal in den USA, in Boston, nach dem Abi. Dort hat er beobachtet, wie ein Junge ein Mädchen mit dem Messer angriff. Anstatt ihr zu helfen, hat er sich damals aus dem Staub gemacht. Sein schlechtes Gewissen meldet sich zurück. Also fliegt Max kurzerhand nach New York, besorgt sich eine Waffe, lauert einem Drogenboss auf, nimmt ihm sein Geld ab und verschenkt es. Späte Wiedergutmachung, weil er dem Mädchen damals nicht geholfen hat, sozusagen.

Hätte die Jury "Am Ende schmeißen wir mit Gold" von Fabian Hischmann nicht für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert, wäre der Roman vermutlich in der Flut von Neuerscheinungen untergegangen. Und zwar zu Recht. Der Plot ist zu Beginn nicht besonders originell, die Wendung, die Max nach New York führt, wo er dem Drogendealer das Handwerk legt, ist geradezu hanebüchen.

Die Jury hat sich keinen Gefallen getan

Schlimmer ist allerdings diese einfallslose Sprache. Der Autor mogelt sich um Beschreibungen herum, streut großzügig Adjektive in seinen Text, die eine Pseudo-Genauigkeit erzeugen, die platt klingt. Der Blick eines Kindes ist "tief und böse". "Die Küche ist schön und im Gegensatz zum Rest des Hauses sonnendurchflutet." "Gründlich" reibt sich Max den "Mund mit der Serviette ab". Und ärgert sich über "schlimme Haarschnitte, wo man hinsieht". Dagegen sitzt Valentin "anmutig auf dem Damenrad" und hat einen "strammen Tritt". In Griechenland steht Max in "flirrender Hitze". Körper "glänzen cremig in der Sonne" und "Maria trägt einen schlichten Bikini". "Gebräunte, verbrannte und auch ein paar blasse Touristen trinken auf den Sonnenuntergang." Hinzukommen abgegriffene, misslungenen Sprachbilder: Die Klimaanlage "schnurrt", als "säße ein zufriedener Kater hinter dem Luftzug." Und es gibt einen "Fahrer, mit Muskeln wie Popeye". Diesen Roman fehlt es an allem, was Literatur zur Kunst macht.

Einem Debütanten könnte man all das nachsehen und darüber schweigen. Sehen, wie er sich entwickelt. Debütanten genießen eine Art Welpenschutz. Nun aber hat die Jury Hischmann, weil er angeblich "selbstbewusst und souverän im Ton" erzählt, für den Preis nominiert. Sie hat sich mit dieser Entscheidung keinen Gefallen getan. Und dem 31-jährigen Autoren, der nun solche Verrisse lesen muss, vermutlich auch nicht.