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"Angel" François Ozons farbenprächtiges Frauendrama

Kaum einer setzt seine Darstellerinnen so unnachahmlich in Szene wie François Ozon. Diesen Ruf hat der französische Regisseur spätestens seit "Acht Frauen" inne. Auch in seinem neuen Film "Angel" frönt Ozon seinem Talent nach Herzenslust.

So kitschig wie die Romane der englischen Trivialschriftstellerin Angel Deverell ist auch ihr Leben. Aus kleinbürgerlich-engstirnigen Verhältnissen stammend, flüchtet sich die junge Frau in Traumfantasien voller Liebeserlebnisse und bebender Leidenschaften. Die finden allerdings nur auf dem Papier statt, das Angel mit nimmermüdem Fleiß vollschreibt. Doch ein Londoner Verleger findet diese Ergüsse eines frühreifen, von großer Energie getriebenen Mädchens aus der Provinz druckwürdig. Und so wird Angel eine Erfolgsautorin.

Brünette Schönheit mit großer Intensität

Es ist die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Die wohlhabenden Herren des britischen Empire sind ebenso elegant angezogen wie die ihre Körper in rauschende Kleider hüllenden Damen. Besonders gut in diesen Kleidern sieht die nicht nur schreibgewandte, sondern auch schöne und attraktive Angel aus. Und kaum einer der zeitgenössischen Filmemacher kann eine solche Frauenfigur so faszinierend auf der Leinwand inszenieren wie der französische Regisseur François Ozon.

"Angel" ist der Titel seines neuen Films, der nach der Uraufführung bei den Filmfestspielen in Berlin im Februar ab dem 9. August in den Kinos läuft. Der 1967 geborene Ozon hat spätestens seit seinem Welterfolg mit der musikalischen Krimikomödie "Acht Frauen" den Ruf, weibliche Darstellerinnen unnachahmlich gut zur Geltung bringen zu können. Diesen Ruf teilt er übrigens mit seinem Kollegen Pedro Almodovar. In "Angel" frönt Ozon seinem Talent nach Herzenslust, allerdings auch maßlos schwelgerisch. In der jungen Romola Garai hat der französische Regisseur eine brünette Schönheit in der Titelrolle, die ihre Figur mit großer Intensität verkörpert.

"Ich will immer etwas Neues machen"

Die Lebensphasen der Trivialschriftstellerin sind optisch sehr effektvoll in den Farben ihrer Kleider symbolisiert: Schlicht dunkel am Anfang als widerborstige Tochter einer verwitweten Krämerin, dann prächtig rot nach dem Aufstieg zur Erfolgsautorin, üppig grün auf dem Höhepunkt privater und beruflicher Erfolge, am Ende ihres letztlich unglücklichen Lebens dann jedoch Schwarz. Ozon sagt dazu: "Das gefällt mir am Genre Kostümfilm, dass man die Geschichte mit Kleidern und Sets erzählen kann." Geschildert wird auch die Geschichte der großen, egozentrisch verschlingenden Liebe Angels zu dem unverstandenen Maler Esmé, gespielt von Michael Fassbender.

"Angel" ist der erste Kostümfilm Ozons und auch das erste in englischer Sprache produzierte Werk des Regisseurs, der das Drehbuch nach einem Roman der britischen Schriftstellerin Elizabeth Taylor mitverfasst hat. Bei der Berlinale waren die Reaktionen auf das Frauendrama um eine Kitschautorin längst vergangener Zeiten eher negativ. "Angel" wirkt auch tatsächlich sehr künstlich und für viele Geschmäcker allzu nostalgisch. So richtig warm wird der Zuschauer nicht mit der Hauptfigur, die allerdings von Romola Garai sehenswert gespielt wird.

Vielleicht gehört "Angel" zu jenen Filmen, deren Bedeutung erst künftig erkannt und gewürdigt wird. Ozon jedenfalls hat in seinem neunten Spielfilm seine Vielseitigkeit bei der Themenwahl und ihrer filmischen Realisierung abermals unter Beweis gestellt: "Ich möchte mich nicht wiederholen. Ich will immer wieder etwas Neues machen, auch damit es spannend bleibt."

Wolfgang Hübner/AP AP

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