Vampire pflegen das Blut ihrer Opfer genussvoll in sich hinein zu schlürfen. Filmproduzenten dagegen haben es auf die Geldbeutel der Kinobesucher abgesehen. Und weil erstere wissen, dass letztere immer wieder gerne sehen, wie die grausigen Geschöpfe auf der Leinwand ihre grausigen Beißerchen in zarte Mädchenhälse bohren, gibt es schon seit vielen Jahren eine feste Allianz zwischen Vampiren und Produzenten. Den Blutsaugern sichert diese ein weltweites Aktionsfeld, den Filmemachern meist gute Profite.
Vom 4. April an begegnen wir deshalb in den Kinos dem Film »Die Königin der Verdammten« nach einem Roman der Bestsellerautorin Anne Rice, die mit ihrer »Chronik der Vampire« zu einer Art Hohepriesterin der unheimlichen Nachtwesen geworden ist. Der australische Regisseur Michael Rymer hat sich mit seinen Drehbuchautoren aus der »Chronik« die Geschichte des schönen Vampirs Lestat ausgewählt. Dieser wird in seiner Gruft von den hämmernden Klängen moderner Rockmusik so ins Schwingen gebracht, dass er nach einem langweiligen Jahrhundert unter dem Steindeckel diesen anhebt, um ein Rockstar zu werden.
Unter dem Motto »Ich bin einer von ihnen!« mausert er sich schnell in der Musikszene von New Orleans zur Berühmtheit. Dabei macht er gar keinen Hehl aus seinem Vampirtum. Letzte Zweifel daran könnten jene ihm angelieferten sexsüchtigen Groupies ausräumen, doch nach der ersehnten privaten Begegnung mit Lestat können diese infolge akuter Blutleere leider seinen Ruhm nicht länger mehren. Doch die junge Londonerin Jesse ist längst auf Lestats Spur, bis sich beider Wege kreuzen. Zu diesem Zeitpunkt ist auch bereits Königin Akasha im Spiel, die Mutter aller Vampire.
Akasha hat einige unangenehme Vorlieben, zum Beispiel reißt sie einem Tanzpartner plötzlich das Herz aus dem Leib - kein schöner Anblick. Was sich von der »Königin der Verdammten« nicht sagen lässt, ist sie doch trotz ihres hohen Alters eine verlockende junge Schönheit, die es prompt mit Rockstar Lestat ordentlich treibt. Das alles erweckt den Widerwillen einer Fraktion von Senior-Vampiren, und so wird eine entscheidende Auseinandersetzung unvermeidlich. Selbstverständlich verläuft diese nicht unblutig...
Wenn der Produzent beteuert: »In allen Entscheidungen ließen wir uns vom Geist der Anne-Rice-Romane leiten«, ist Vorsicht angebracht. Aber das müssen die Fans dieser Literatur-Gattung selbst beurteilen. Wer nicht zu ihnen zählt, bei dem könnten sich bald Ermüdungserscheinungen ob all der Blutsaugerei zu hämmernden Rockklängen einstellen.
Etliche Besucher werden den Film ohnehin aus ganz anderen Gründen sehen wollen: Die Titelrolle der Königin Akasha wird von der im August 2001 bei einem Flugzeugabsturz getöteten, erst 22-jährigen Popsängerin Aaliyah gespielt. Ihr nun tragisch gewordener Auftritt macht die wirre Filmhandlung aber leider auch nicht viel erträglicher.