Wie lange zeichnen Sie eigentlich schon Comics?
Ich hab bereits in der zweiten Klasse Grundschule einen Comicstrip erfunden. Der hieß "Fisch" und drehte sich um einen Goldfisch mit Hut. Ich war aber nie auf einer Malschule. Wahrscheinlich sehen meine Zeichnungen deshalb immer noch so aus wie von einem Zwölfjährigen.
Woher nehmen Sie all die verrückten Ideen für Greg? Einmal versteckt er sich während des Schwimmunterrichts auf der Toilette, und weil es so kalt ist, wickelt er sich wie eine Mumie komplett mit Klopapier ein.
Ich hatte eine recht normale Kindheit, habe aber immer wieder mal ungewöhnliche Dinge angestellt. Das mit dem Klopapier habe ich tatsächlich gemacht! Wie überhaupt ziemlich viel von mir in Greg steckt. Eher meine schlechteren Eigenschaften...
Probieren Sie Ihre Witze vorher an Freunden oder Verwandten aus?
Lustig zu sein ist echt harte Arbeit. Für einen neuen Witz brauche ich ungefähr vier Stunden Bedenkzeit. Dann probiere ich ihn an meinem jüngeren Bruder aus. Der ist ein ernsthafter Typ, also ideal für meine Zwecke.
Angeblich hat es neun Jahre gedauert, das erste Greg Buch fertig zu stellen. Warum so lange? Andere Autoren schreiben in dieser Zeit den "Herrn der Ringe".
Von meinen ersten Schreibversuchen bis zur Veröffentlichung des ersten Buchs sind wirklich neun Jahre vergangen. Aber ich habe in dieser Zeit so viel Material zusammengetragen, das ich daraus noch zwanzig Bücher machen könnte.
Sie sind inzwischen 39 Jahre alt, schreiben aber immer noch aus der Sicht eines Zwölfjährigen. Fällt das schwer?
Mir fällt es leicht, wie ein Kind zu denken, was wahrscheinlich gar keine so gute Sache ist. Ein Buchkritiker meinte mal, dass man beim Lesen überhaupt nicht merkt, dass hinter Greg ein Erwachsener steckt. Das war für mich das allerschönste Kompliment.
Ihre beiden Söhne, Will und Grant, sind jetzt sieben und vier Jahre alt. Was denken die über Greg?
Mein Älterer hat gerade erst mit dem eigenständigen Lesen angefangen. Der ist einfach noch zu jung für meine Bücher. Ich würde die erst ab neun oder zehn empfehlen. Aber ich konnte meine Söhne zu den Dreharbeiten des Greg-Films mitnehmen, wo sie viel Spaß hatten und sich mit den Schauspielern anfreundeten.
Was für ein Vater sind Sie? Ein strenger, der immer erst mal im Internet checkt, wie viel Gewalt im neuen Computerspiel steckt und der den Nachwuchs ständig zu Höchstleistungen anspornt? Oder ein entspannter, der schon froh ist, wenn die Kinder ihre alten Unterhosen von selbst wegräumen?
Ich bin ein Durchschnitts-Dad. Meine Kinder dürfen fernsehen, aber nicht jede Sendung. Und ich bin nicht so leistungsorientiert. Will und Grant sollen sich wohl fühlen in ihrer Haut. Was mir zur Zeit am meisten zu schaffen macht: Wegen des großen Erfolgs von Greg, bin ich viel zu selten zuhause und habe wenig Zeit für meine echten Kinder. Das ist sehr schmerzlich, ich kriege gar nicht richtig mit, wie die größer und erwachsener werden.
Beim gerade angelaufenen "Gregs Tagebuch - Von Idioten umzingelt" tauchen Sie im Abspann als Ausführender Produzent auf. Wie groß war Ihr Einfluss auf die Verfilmung Ihrer Bücher?
Ich wurde ständig nach meiner Meinung als Autor gefragt, von Anfang an. Aber Filmemachen ist verglichen mit Bücherschreiben ja eher ein Gemeinschaftsding, also wollte ich vor allem ein guter Teamplayer sein.
Als Greg einmal in der Schule gefragt wird, wo er sich selbst in 15 Jahren sieht, sagt er: "Ich sitze am Pool meiner Villa und zähle Geld." Wie würde Ihre Antwort lauten?
In fünfzehn Jahre versuche ich mich an die Zeit zu erinnern, als ich noch ein glorreicher Erfolgsschriftsteller war.
Jeff Kinney
Getty Images Hauptberuflich ist Jeff Kinney Designer und Entwickler von Online-Spielen und lebt mit seiner Familie in einem Vorort von Boston. Doch ist der 39-Jährige auch Schöpfer der Comicreihe "Gregs Tagebuch" und damit ein Bestsellerautor. Nun wurde die Geschichte eines schmalbrüstigen Jungen, der es in der Schule ziemlich schwer hat, und sich mit seinen Memoiren zur Wehr setzt, verfilmt.