Ein Bubi in engen weißen Hosen schwenkt die Hüften und singt schmachtend Schmusesongs ins Mikro. Das Gesicht ist mit Weichzeichner auf jung getrimmt, doch der unschuldige Dackelblick lässt keinen Zweifel daran, dass dieser Depp mit Föhnwelle Hugh Grant ist.
Gleich zum Einstand landet die jetzt anlaufende Komödie "Mitten ins Herz" mit dem Musik-Videoclip der fiktiven Band PoP, die den zuckrigen 80er-Jahre-Bands Wham und A-ha nachempfunden ist, einen garantierten Lacher. Nachdem die Videoclips im frühen MTV-Stil ausgiebig Alex' Glanzzeit vorgeführt haben, folgt der Zeitsprung in die Gegenwart. Nun ist der Lack ab und Alex' Karriere längst den Bach hinunter gegangen. Der selbstironische Mittvierziger hat sich damit abgefunden, auf Oldie-Shows die letzten Früchte seines einstigen Ruhms zu ernten. Da entpuppt sich überraschend das blutjunge Popsternchen Cora Corman - ein Klon aus Shakira und Christina Aguilera - als sein Fan und beauftragt ihn, innerhalb einer Woche ein Duett für sie beide zu schreiben.
Schlagfertige Dialoge und musikalische Moden
Alex, der komponieren, aber nicht texten kann, bittet die schrullige Sophie, die als Zimmerpflanzen-Sitterin in seiner Wohnung aufgetaucht ist, um Hilfe. Dass die zwei beim kreativen und emotionalen Zusammenraufen den ultimativen Love-Song zu Stande bringen und stramm zur Paarbildung schreiten, heißt hier nicht, zu viel zu verraten. Dennoch gelingt dem Regisseur und Drehbuchautor Marc Lawrence, der bereits mit den Sandra-Bullock-Komödien "Miss Undercover" und "Ein Chef zum Verlieben" ein Händchen für schräge Paare bewies, eine oft enorm liebenswürdige und spritzige Komödie. Schlagfertige Dialoge, ein amüsierter Blick auf musikalische Moden und nahezu perfekte Darsteller helfen darüber hinweg, dass die Geschichte auf der Zielgeraden ins Happy End manchmal hängen bleibt wie eine zerkratzte Schallplatte.
Vor allem Hugh Grant, bei dem sich die Falten anpirschen, sitzt die Rolle des abgehalfterten Popstars - er singt übrigens alle Songs selbst - so angegossen wie ein Paar Leggins. Keiner kann die Pointen so beiläufig hinwerfen wie dieser tiefstapelnde Maxi-Single, der nicht nur im Namen Cary Grant ähnelt. Man nimmt es Alex sogar ab, dass er Grünzeug nur deshalb in der Wohnung hat, weil das die Frauen, die er abschleppen will, "beruhigt", aber dass er sich zum Gießen nicht im Stande fühlt. Und Drew Barrymore als hypochondrische, verschusselte Sophie, einst eine begabte Literatin, die von einer miesen Affäre aus der Bahn geworfen wurde, gießt Alex' Kakteen tot und reimt dabei selbstvergessen vor sich hin.
Gutmütige Satire auf die Musikindustrie
Die beiden haben niedliche Macken, doch zusammen sprühen sie nicht gerade vor Erotik. So funktioniert die Komödie fast besser als gutmütige Satire auf die Musikindustrie und Hommage an die 80er denn als Romanze. Wenn Cora vor kreischenden Teenies ihre esoterisch angehauchte, halb nackte Show abzieht und Sophies vollschlanke ältere Schwester beim Anblick ihres einstigen Idols Alex zitternde Knie bekommt und mit anderen gestandenen Müttern kreischend am Bühnenrand steht (abseits sitzen mit versteinerten Gesichtern die Ehemänner), zeigt sich, dass sich keine Generation im Nachhinein ihrer musikalischen Irrungen und Wirrungen zu schämen braucht. Der Soundtrack von Songwriter Adam Schlesinger von der Band Fountains of Wayne steht in den USA schon an der Spitze der Charts.
Birgit Roschy/AP