"Shaggy Dog" Vom Hund zum Gutmensch

Hirtenhund Shaggy wird wegen seiner Unsterblichkeit gejagt, gefangen und angezapft. Ein karrieregeiler Hundehasser infiziert sich mit dem Serum und erlebt eine vorhersehbare Verwandlung.

Wir haben es immer gewusst, Hunde sind die besseren Menschen. Sensibel, zeigen ihre Liebe und überhaupt, sind sie immer für einen da. Diese Erfahrung machen auch Dave Douglas (Tim Allen) und seine Familie. Die Story ist schnell erzählt: Staatsanwalt Dave interessiert sich nur für seine Karriere. Darüber kommen Frau und Kinder zu kurz. Überhaupt gebärdet sich der der Staatsanwalt zu Hause wie ein Kotzbrocken: Scheucht die Familie, vergisst das Abendessen mit seiner Frau, übergeht einfach die familiäre Missstimmung.

Seine Frau Rebecca, die "Sex and the City"-Schönheit Kristin Davis, leidet unter den Allüren ihres Mannes. Nur die Erinnerung an glücklichere Zeiten hält das Band zu ihrem Mann noch zusammen.

Tochter rebelliert gegen den Vater

Dave steckt seine ganze Energie in seinen neuesten Fall, der ihn soll die Karriereleiter hoch katapultieren soll. Er muss nur noch die Schuld des Tierschützers Justin Forrester beweisen, der gewaltsam in den Pharmakonzern Grant Strictland eingedrungen und dort Feuer gelegt haben soll. Forrester behauptet, dass bei Grant Strictland geheim Tierversuche durchgeführt werden.

Daves pubertierende Tochter Carly (Zena Grey) rebelliert gegen ihren ignoranten und karrieregeilen Vater. Auf Seiten der Tierschützer demonstriert sie für die Freilassung von Forrester. Um Beweise für Tierversuche zu finden, dringt sie heimlich in den Pharmakonzern ein. Dort stürmt ihr gleich ein zotteliger Hirtenhund entgegen, den sie kurzerhand mit nach Hause nimmt.

Das Geheimnis ewiger Jugend

Der Hund hat eine besondere Eigenschaft: Er soll über 300 Jahre alt sein. Deshalb haben ihn die Schergen von Grant Strictland aus den Höhen des Himalaya entführt. Der betagte, im Rollstuhl sitzende Chef des Pharmariesen (Philip Baker Hall) ist seiner altersbedingten Gebrechen überdrüssig. Mit den Hundegenen will er das Geheimnis ewiger Jugend destillieren und konservieren. Diverse Viecher - ein Schimpanse, eine Katze, Kaninchen, Ratten und eine Königskobra - wurden mit dem vielversprechenden Gencocktail schon behandelt. Doch mit schweren Nebenwirkungen: Den therapierten Tiere wachsen nicht nur Schwänze und zottiges Fell, sondern sie verhalten sich auch wie Hunde.

Im Hause Douglas sind alle, bis auf Hundehasser Dave, von dem neuen Hausgenossen begeistert. Und es kommt, wie es kommen musste: Shaggy, wie das Hundetier getauft wurde, beißt Dave in die Hand. Mit ihm vollzieht sich dieselbe Verwandlung, die auch die Versuchstiere durchleben mussten. Er wird zeitweise zum Hund, ein Ebenbild von Shaggy.

Am Ende wird alles gut. Kniehoch, auf vier Pfoten und mit treuem Hundeblick von unten wird er vom Macho zum Frauen- und Familienversteher. Mit tatkräftiger Unterstützung der mutierten Labortiere legt er auch den Pharmaschurken das Handwerk. Der Plot ist einfach gestrickt, Handlung und Ende vorhersehbar.

Nette Tricks

Der Film zielt auf jüngstes Publikum oder hundenärrische Erwachsene. Sie werden auf dem "oh ist der süß"- Niveau begeistert sein und über die lahme Geschichte hinwegsehen. Kinder werden sich amüsieren, wenn Tim Allen seine Cornflakes-Schüssel ausschlabbert, auf der Toilette beim Pinkeln sein Bein hebt oder die Richterin anknurrt. Die hundeverrückte Fraktion freut sich über das detaillierte, hübsch umgesetzte Hundeverhalten, wenn sich Dave wie ein Hund schüttelt oder die Witterung einer Katze aufnimmt. Hundebesitzer staunen über die netten Tricks von Shaggy und überlegen, wie man wohl den eigenen Fiffi dazu bringt, mit Scrabble-Steinen Wörter zu legen oder mit einem Bleistift in der Schnauze auf einer Tastatur zu tippen.

Wer jedoch zu keiner dieser Kategorien gehört und keine kleinen Kinder hat, dem wird das lächerliche Bellen und Knurren oder das Katzen-Jagen von Tim Allen nerven.

Auch die Computersimulationen retten nicht die maue Geschichte. 1959 setzte Walt Disney mit dem Film "The Shaggy Dog" - auf deutsch "Der unheimliche Zotti" den Standard. Zwei Jahrzehnte später kehrte der Zottel zurück und entzückte in "The Shaggy D.A." - "Zotti, das Urviech" 1976, seine Anhänger. Auf den dritten Aufguss der tierischen Metamorphose hätte man gut verzichten können. Treue Hundeaugen sind doch nicht alles.

Silke Haas

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