Bangkok, Baku, Berlin, Prag, Hongkong, Wien, London: Was nach einer Route für eine Weltreise klingt, sind tatsächlich die Schauplätze des neuen Netflix-Thrillers "The Gray Man". Mit rund 200 Millionen Dollar Budget wird er als bislang teuerster Netflix-Film beworben und will damit ein Ausrufezeichen in Richtung Blockbuster senden. Der Film ist eine Buchverfilmung des Thrillers "The Gray Man – Deckname Dead Eye" von Mark Greaney.
Es geht um den ehemaligen CIA-Agenten Court Gentry (Ryan Gosling) alias Sierra Six. Er ist der titelgebende "Gray Man". Gentry wurde vom ehemaligen Leiter Donald Fitzroy (Billy Bob Thornton) in einem Gefängnis entdeckt. Statt seine Haftstrafe dort abzusitzen, wurde er für die CIA rekrutiert. Viele Jahre lang war er als erfolgreicher und gut ausgebildeter Auftragsmörder für den Geheimdienst tätig.
Der Film startet stark, indem er gleich Spannung aufbaut. Statt eines langen Intros geht es in Bangkok beim Feuerwerk zum Jahreswechsel gleich zur Sache: Sierra Six soll einen Kollegen, nämlich Sierra Four, ermorden. Doch bevor dieser stirbt, gibt er ihm eine Kette, in die ein USB-Stick mit geheimen Dokumenten eingesetzt ist. Sierra Six hat nun dasselbe Wissen, für das Sierra Four gekillt wurde und wird deshalb von Lloyd Hansen (Chris Evans), einem Psychopathen und Sadisten, verfolgt und quer über den Kontinent gejagt. Ohne die Hilfe von Agentin Dani Miranda (Ana de Armas) wäre Six schon längst in große Schwierigkeiten geraten. Ana de Armas ist in ihrer Rolle wirklich sehenswert. Schade, dass sie nur als Sidekick von Sierra Six auftritt und keinen eigenen wichtigen Part hat. Sie ist "nur" die Frau, die den Männern den Rücken freihält.
"The Gray Man": Die Action-Szenen sind leider nur mäßig
Der Look des Films ist düster und stimmungsvoll gehalten, durchbrochen von auffälligen Outfits wie einem roten Anzug von Six oder einem wild geblümten Outfit von Miranda. Die Geschichte an sich ist spannend, auch über zwei Stunden hinweg ist sie das noch. Großes Manko ist allerdings das, was den Film eigentlich ausmachen sollte: Die Actionszenen sind wild und unübersichtlich, man sieht häufig Beine und schnelle Cuts, wohl um die häufig eingesetzten Stunt-Doubles zu kaschieren.
Auch die computernanimierten Szenen sind leider allzu oft als solche zu erkennen, und so wähnt man sich bei Six' Fall aus dem Flugzeug eher in einem Flugsimulator oder einem Videospiel als in einem gut gemachten Actionfilm. Das wäre alles kein großes Drama, wenn Netflix nicht mit diesem großen Budget geprahlt hätte. Denn es wirkt eher so, als hätten sie es eher für die Weltreise ausgegeben als für die Animation ihres Films.