Adriano Celentano wird 70 Italiens Antwort auf Elvis

Von "Azzurro" bis "Gib dem Affen Zucker". Adriano Celentano ist aus den Siebziger- und Achtzigerjahren nicht wegzudenken. Seine Italopop-Hits und Klamaukfilme sind heute Kult. Der italienische Komiker und Sänger wird 70 Jahre alt.

Von Altersweisheit ist bei diesem Mann wenig zu spüren. Noch immer klopft er im Fernsehen Sprüche, wettert gegen die Atomkraft und die unfähigen Politiker. Sein Riesenhit "Azzurro", der vor nahezu 40 Jahren erstmals die Diskotheken der Welt erbeben ließ, wurde gerade zum beliebtesten Italo-Song aller Zeiten außerhalb des Landes gekürt. Derweil brachte der Showman selbst sein 56. Album auf den Markt. Und das dürfte es noch längst nicht gewesen sein.

Schwer zu fassen und doch wahr: Adriano Celentano, der zum Klamauk neigende Komödiant, dieser Mann mit der Reibeisenstimme wird am 6. Januar 70 Jahre alt. Nur das stark gelichtete Haupthaar legt davon Zeugnis ab.

Ein ziemlicher Dickschädel

Mit einem lässigen Gang, flapsiger Wortwahl und Talent zur Selbstdarstellung machte der Norditaliener Karriere, den seine Frau Claudia Mori gern einen "ziemlichen Dickschädel" nennt. Die Sängerin muss es wissen, bildet sie doch seit 1964 schon mit diesem "König der Ignoranten" (ein CD-Titel Celentanos) ein sehr hübsches Paar.

Wenn der Sänger mit dem netten Lächeln und der rauen Stimme mal wieder eine TV-Show hat, wie im Jahr 2005 "RockPolitik" im RAI- Fernsehen, dann schalten in Italien 15 Millionen ein. Seine Hits wie "Una festa sui prati" und "24.000 baci" sind unvergessen - weil man im Auto oder unter der Dusche doch so schön mitsingen kann, wenn im Radio "Italiens Antwort auf Elvis Presley" mal wieder angesagt ist.

Weder Mythos noch Genie

Vor einem halben Jahrhundert holte sich Celentano diesen schmeichelhaften Vergleich mit dem King of Rock'n'Roll, als er bei einem Musikfestival vorsang und erstmals so richtig einen Saal zum Beben brachte. Seitdem ist er nicht zu bremsen, kaum ein Jahr ohne neue Musik der altbewährten Stimme, im Herbst zuletzt "Dormi amore la situazione non è buona" über die Lage, die nicht so gut ist. Die Gattin und Gesangskollegin beteuerte unterdessen, "weder mit einem Mythos noch mit einem Genie" das Bett zu teilen, er bringe sie aber immer noch zum Lachen. Im Slapstick war Adriano Celentano immer gut.

Seriös begann 1959 seine Leinwandkarriere, mit einem kurzen Auftritt in Federico Fellinis "La dolce vita". Was folgte, war auf das Genre des Klamauks geeicht, manchmal mit politischem Unterton versehen und oftmals ein Kinoschlager, bei dem Filmkritiker aber die Augenbrauen hochzogen. Und die Titel stehen für sich: "Ein seltsamer Typ", "Der große Bluff", "Der gezähmte Widerspenstige" und vor allem "Gib dem Affen Zucker" mit Ornella Muti. Vielleicht noch dieser von 1984: "Der Größte bin ich". Denn Celentano nimmt sich selbst nicht so ernst, was sympathisch ist. Inzwischen filmt er aber kaum mehr.

Gegen Berlusconi

In Mailand in ärmlichen Verhältnissen geboren, hatte er nach fünf Jahren die Schule geschmissen, als Scherenschleifer gejobbt und eine Uhrmacherlehre angefangen. Er schlug sich als Komiker und Imitator durch. Dann lief die Musik- und Filmkarriere an.

Seine lockere und einnehmende Art sollte sich später auch im Fernsehen auszahlen. Ende der 1980er Jahre sorgte er als TV-Moderator der Sendung "Fantastico" wegen seiner hohen Gage und politischen Äußerungen für Schlagzeilen. "Ich könnte fünf Millionen Wählerstimmen verschieben", gab er einmal an. 2005 hielt er dem damaligen Regierungschef Silvio Berlusconi im Staatsfernsehen vor, massivst die Pressefreiheit zu verletzen. Dabei wollen die meisten - heute wie früher - doch nur seine Lieder hören.

DPA
Hanns-Jochen Kaffsack/DPA

PRODUKTE & TIPPS